Netzdienliches Laden ist der Schlüssel zur Elektromobilität

Auf Schweizer Strassen fahren immer mehr Elektrofahrzeuge, die Elektromobilität gewinnt an Akzeptanz. Die Dekarbonisierung des Verkehrs bringt aber auch Herausforderungen, insbesondere für die Stromnetze. Welche das sind und wie sie gemeistert werden können, hat die Fachtagung Elektromobilität vom VSE und der ETH Zürich beleuchtet.
25.11.2021

Mit rund einem Drittel des gesamtschweizerischen Verbrauchs ist der Verkehr der grösste Energiefresser. Die überwiegende Mehrheit der Fahrzeuge wird mit fossiler Energie angetrieben. Der Anteil an Elektrofahrzeugen nimmt jedoch zu. Rund 15 Prozent der neu zugelassenen PWs sind heute Steckerfahrzeuge. Das Ziel der breit abgestützten «Roadmap Elektromobilität 2022» ist damit erreicht.

Die Elektromobilität gewinnt an Akzeptanz. Und das muss sie auch, denn nur so können die Klimaziele erreicht werden. Die Elektrifizierung des Verkehrs ist aber eine Herausforderung. Es braucht nicht nur mehr erneuerbaren Strom, sondern auch die notwendige Ladeinfrastruktur im privaten und (halb-)öffentlichen Bereich. Die Schweiz steht im Europavergleich gut da, nämlich an vierter Stelle, aber die Lademöglichkeiten werden deutlich zunehmen müssen. Und damit steigt auch die Herausforderung für die Stromnetze.

Vor diesem Hintergrund führte der VSE zusammen mit der ETH Zürich im November die Fachtagung Elektromobilität durch. Die einhellige Meinung der Expertinnen und Experten aus Strombranche, Wissenschaft und Verwaltung ist ermutigend: Elektromobilität ist schon heute in grösseren Dimensionen machbar, Technologie und Infrastruktur sind vorhanden. Entscheidend sei ein funktionierendes Lademanagement, das hilft, die Stromnetze stabil zu halten. Das zeigen Prognosen, Studien und Erfahrungen aus Projekten in Utrecht, Basel und Zürich.

Das sind die wichtigsten Take-Aways der Fachtagung Elektromobilität:

Block 1 – Laden im urbanen Raum

  1. Standort für Ladestationen sollen vorausschauend und datengestützt ermittelt werden. Nämlich dort, wo tatsächlich eine Nachfrage besteht.
  2. Es bedarf eines ausbalancierten Ladenetzwerks im privaten und (halb-)öffentlichen Raum. So wird es Ladestationen im Privaten, in Parkhäusern und blauen Zonen sowie an öffentlichen Parkplätzen und E-Tankstellen mit unterschiedlichen Ladeleistungen brauchen (schnelles vs. langsames Laden).
  3. Die Technologien existieren, sind erprobt und bezahlbar.

Block 2 – Netzdienliches Laden

  1. Wenn der Ladevorgang netzdienlich gestaltet wird, ist es möglich, die Mobilitätsbedürfnisse zu erfüllen, ohne das Netz zu überlasten.
  2. Dafür braucht es Laststeuerungen, tarifliche Anreize und vorbereitete Notprozesse.
  3. Untersuchungen zeigen, dass Kundinnen und Kunden ihr Verhalten durch korrekt ausgearbeitete Tarifanreize anpassen und Einsparungen erzielen. Variable Tarife, die nicht nur in einen Hoch- und Niedertarif ausgestaltet sind, müssen jedoch von den Kundinnen und Kunden akzeptiert werden.

Block 3 – Einsatz neuer Ladetechnologien

  1. Smart-Charging-Technologien unterstützen bei der Steuerung der Ladevorgänge. Insbesondere Zuhause, wo das grösste Flexibilitätspotenzial besteht, indem man den Ladevorgang vom Feierabend in die Nacht verlegt.
  2. Auch tagsüber im öffentlichen Raum können vorteilhafte Ladevorgänge durchgeführt werden, etwa durch die zeitgleiche Nutzung von Photovoltaikstrom.
  3. Es braucht sektorübergreifende Standards, um Lade-Hardware und -software aufeinander abzustimmen und steuern zu können.