WACC: Verzinsung von Investitionen in Netze und Produktion

Der WACC ist ein wichtiger Baustein für die Finanzierung des Energiesystems (Netze und Produktion). Die bisherige WACC-Methodik hat sich bewährt und gewährleistet für langfristige Investitionen die notwendige Klarheit, Aktualität und Stabilität der Kapitalverzinsung. Der Bundesrat hat dennoch beschlossen, den Zinssatz per 2026 zu senken. Der VSE kritisiert diese politisch motivierte WACC-Senkung.

Das müssen Sie wissen

  • Der Umbau des Energiesystems zur langfristigen Sicherung der Stromversorgung erfordert grosse Investitionen in Ausbau und Erneuerung von Stromnetzen und Produktionsanlagen. Eine stabile und wettbewerbsfähige Kapitalrendite ist entscheidend, damit in Energieinfrastruktur investiert wird.
  • Die bestehende Methodik zur Berechnung der Kapitalrendite (WACC) hat sich bewährt. Sie gewährleistet Klarheit, Aktualität und Stabilität der Kapitalverzinsung.
  • Der Bundesrat hat dennoch beschlossen, den Zinssatz per 2026 zu senken. Der VSE kritisiert diese politisch motivierte WACC-Senkung scharf. 
  • Die Änderungen führen zu Investitionsunsicherheiten und sind aus ökonomischen Überlegungen nicht gerechtfertigt, wie ein externes Gutachten zeigt.

Worum geht es beim WACC?

Für das in die Stromnetze investierte Kapital hat der/die Kapitalgeber/in Anspruch auf eine angemessene Verzinsung. Diese wird mit einem durchschnittlichen kalkulatorischen Kapitalkostensatz jährlich festgelegt, dem so genannten WACC (Weighted Average Cost of Capital). Die heutige in der Schweiz angewendete WACC-Methodik wurde 2014 eingeführt, um Klarheit, Aktualität und Stabilität der Kapitalverzinsung zu gewährleisten.  

Dieselbe WACC-Methodik wird auch für die Berechnung der Förderung der erneuerbaren Energien (inkl. Grosswasserkraft) sowie der anrechenbaren Gestehungskosten der in die Grundversorgung abzusetzenden inländischen erneuerbaren Energien (Eigenproduktion) angewendet.

Der Bundesrat hat beschlossen, den Zinssatz per 2026 zu senken.

Wieso wehrt sich der VSE vehement dagegen?

Die vom Bundesrat beschlossene Änderung der Methodik, die darauf abzielt, die Strompreise für Endverbraucher kurzfristig zu senken, ist kontraproduktiv und geht zulasten der langfristigen Stabilität und der dringend benötigten Investitionen in Ausbau und Erneuerung der Energieinfrastruktur. Sie ist nur politisch und nicht sachlich begründet. Denn ökonomisch gibt es keinen Anlass, von der bewährten aktuellen WACC-Methodik abzukehren und mit ihr zu experimentieren (siehe Gutachten unten).

Mit der beschlossenen Änderung der WACC-Methodik werden nicht nur die Rahmenbedingungen für Investitionen in das Netz, sondern auch für die Produktion verschlechtert. Dadurch sinken zum einen auch die auf der Kapitalrendite beruhenden Reinvestitionen. Zum anderen ist mit einer Abwanderung des Kapitals ins Ausland oder in andere Branchen zu rechnen.

Die Änderung der WACC-Methodik steht damit im Widerspruch zur Dringlichkeit der Investitionen in das Energiesystem. Sie gefährdet nicht nur die Energie- und Klimastrategie, sondern vor allem auch die Versorgungssicherheit.

Positionspapier   Argumentarium

Gutachten: WACC für Stromnetzbetreiber

Der VSE beauftragte NERA Economic Consulting GmbH, ein Gutachten zur aktuellen WACC-Methodik und zu den Anpassungsvorschlägen des Bundes zu erstellen. NERA ist eine Beratungsfirma spezialisiert in den Bereichen Wettbewerbs- und Finanzökonomie sowie Regulierungsfragen. Das Gutachten bestätigt, dass der WACC der massgebliche Parameter für die Attraktivität von Investitionen in Stromnetze und Produktionsanlagen ist, und dass die bisherigen Erfahrungen für eine Beibehaltung der aktuellen WACC-Methodik und gegen Anpassungen sprechen. Denn die seit über einem Jahrzehnt angewandte WACC-Methodik sei sachgerecht und habe zu adäquaten Kapitalkostenfestlegungen bei verschiedenen Kapitalmarktverhältnissen geführt, so das NERA-Gutachten. Änderungen des Regulierungsrahmens ohne Not würden Stabilität und Kontinuität reduzieren und die Kapitalkosten der Netzbetreiber erhöhen, was zu gesellschaftlichen Mehrkosten führt.

Zum Gutachten von NERA Kurzeinschätzung von NERA