E-Mobilität: Fahrzeugflotten sorgen für den Drive

Lieferwagen, Busse, LKWs und PWs von europäischen Behörden und privaten Firmen sind zunehmend elektrisch betrieben. Das hat gleich mehrere positive Konsequenzen – für die Dekarbonisierung und den Energiemarkt. Auch in der Schweiz besteht grosses Potenzial.
19.02.2021

Europas Fahrzeugflotten bestehen aus 63 Millionen Autos, Lieferwagen, Bussen und Lastkraftwagen, die von privaten Unternehmen oder Behörden betrieben werden. Obwohl sie nur 20 % des Fahrzeugparks ausmachen, verursachen sie die Hälfte der CO2-Emissionen des Verkehrs. Sie sind also gleichsam Sorgenkind wie mögliche Triebfeder für eine beschleunigte Dekarbonisierung.

«Die Elektrifizierung von Fahrzeugflotten kann ein echter Game-Changer sein», sagt Kristian Ruby, Generalsekretär des europäischen Dachverbandes Eurelectric. «Sie geht mit einer spürbaren Senkung der Gesamtbetriebskosten wie auch CO2-Emissionen einher. Das ist gutes Geschäft, sowohl für die Flottenbesitzer als auch für die Gesellschaft im Allgemeinen.»

Die öffentlichen Anreize und Rabatte für Massenverkäufe von Stromern machen die Anschaffung für die Behörden und Unternehmen attraktiv. Zudem verkehren Fahrzeugflotten üblicherweise in gut vorhersagbaren Routen – was dem Ausbau neuer Ladeinfrastrukturen an taktisch wichtigen Knotenpunkten Vorschub leistet. Von diesen neuen Ladesäulen profitiert dann auch die Allgemeinheit.

Bis 2030 muss der Rollout noch viel Fahrt aufnehmen

Die bestehenden 213‘000 öffentlichen Ladestationen für Elektrofahrzeuge in Europa, von denen nur 14 % Schnellladegeräte sind, liegen noch deutlich unter dem ambitionierten Zielwert der Europäischen Kommission. Denn in 10 Jahren sollen den Europäern drei Millionen öffentliche Ladepunkte zur Verfügung stehen. Die Studie «Accelerating fleet electrification in Europe: When does reinventing the wheel make perfect sense?» von Eurelectric und EY findet klare Worte: «20 Milliarden Euro sind für die öffentliche Ladeinfrastruktur erforderlich, 60 Milliarden Euro werden für die private Infrastruktur benötigt. Weitere 25 Milliarden Euro braucht es, damit die Stromverteilungsnetze den Ausbau der Ladeinfrastruktur unterstützen können.»

«Es ist klar, dass kein Sektor diesen Übergang allein vorantreiben kann», sagt Serge Colle, EY Global Power & Utilities Leader. «Die Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren der E-Mobilität ist entscheidend für den Erfolg.»

VSE setzt sich dezidiert für Elektromobilität ein

Der Anteil an Elektrofahrzeugen ist in der Schweiz insgesamt betrachtet mit 4,2 % noch gering. Im Jahr 2020 waren jedoch bereits 20% der Neuzulassungen rein elektrisch angetriebene PKWs. Um die grosse Transition von fossilen zu strombetriebenen Fahrzeugen weiter voranzutreiben, braucht es noch ein breiteres Angebot an Fahrzeugen, weitere Fortschritte bei der Batterieentwicklung, eine bedarfsgerechte Ladeinfrastruktur sowie die Entwicklung von Standards (z.B. Stecker). Gleichzeitig müssen die erneuerbaren Energien in der Schweiz massiv ausgebaut werden, um die Stromnachfrage generell sowie auch die zusätzliche Nachfrage im Bereich Mobilität decken zu können. «Auch die Verteilnetze müssen verstärkt und ausgebaut werden – und die Ladestationen ins Verteilnetz integriert – um etwa mit den hohen Ladespitzen umgehen zu können», so VSE-Direktor Michael Frank.

Auch die Verteilnetze müssen verstärkt und ausgebaut werden – und die Ladestationen ins Verteilnetz integriert – um etwa mit den hohen Ladespitzen umgehen zu können

Der VSE unterstützt die Energie- und Klimastrategie des Bundes und setzt sich für deren Umsetzung ein. Im Rahmen der «Roadmap Elektromobilität 2022» entwickelt der Verband Richtlinien für die Harmonisierung sowie Anbindung von Ladestationen (z. B. Werkvorschriften) – und macht sich für dynamisch-flexible Modelle in der Netztarifierung stark.

E-Mobilität ist ein wichtiger Beitrag zur Dekarbonisierung des Energieverbrauchs – am besten mit Schweizer Wasserkraft im Tank.