Im Zeichen von Erfahrungsberichten aus Forschung und Praxis

Nach dem ersten, politisch dominierten, Kongresstag wartete der 14. Schweizerische Stromkongress in Bern auch am zweiten Tag mit hochkarätigen Rednern und Präsentationen auf.
17.01.2020
Stromkongress Saalbild

Ganz zu Beginn wurde es abermals politisch: Renato Tami, Geschäftsführer der ElCom, zeigte der Branche auf, wo die Herausforderungen die Schweiz meistern muss, um die Versorgungssicherheit auch in Zukunft gewährleisten zu können. Keine Entwarnung mochte Renato Tami bezüglich Netzengpässen geben: «Auch wenn im Winter europaweit eigentlich genügend Strom vorhanden wäre, sind die Importmöglichkeiten der Schweiz aufgrund der politischen Situation alles andere als sicher.» Folgerichtig räumt die ElCom einem substanziellen Zubau der Inlandproduktion im Winter höchste Priorität ein.

Dann wechselte der Fokus auf eher praktische Fragestellungen. Kenny Ives, Head of Nickel Marketing bei Glencore International, beispielsweise gab einen Einblick in das Geschäft des Rohstoffabbaus und -handels. Er zeigte dabei auch auf, welche Rohstoffe die Energiewende unterstützen können. Prof. Dr. Giovanni Sansavini, verantwortlich für das Reliability & Risk Engineering am Departement Maschinenbau und Verfahrenstechnik der ETH Zürich, rief der Branche in Erinnerung, dass ihre kritischen Infrastrukturen nicht vor Risiken gefeit sind. Er zeigte aber auch auf, dass Möglichkeiten bestehen, um sich abzusichern. Immerhin attestierte er den Schweizer Infrastrukturbetreibern, dass sie im Moment auf einem guten Level bezüglich der Sicherheit seien. «Aber der Wechsel des Energiesystems ist ein laufender Prozess, der auch die hiesigen Anbieter noch lange beschäftigen wird.»

Ebenfalls ein Beispiel aus der Praxis erläuterten Prof. Dr. Harald Raupenstrauch, Professor und Leiter des Fachbereichs Umwelt- und Energieverfahrenstechnik an der Montanuniversität Leoben, sowie Johann Reiter, CEO des Schweizer Glasverpackungsproduzenten Vetropack Holding AG. Harald Raupenstrauch zeigte die Vor- und Nachteile der herkömmlichen Brennertechnik respektive der Elektrifizierung des energieintensiven Glasschmelzprozess auf.

Daniel Fischlin, CEO der Kraftwerke Oberhasli AG, stellte das – vor dem Hintergrund der sich kontinuierlich zurückziehenden Gletscher – hochaktuelle Trift-Projekt der KWO vor. An der Trift soll der erste Kombispeicher nach dem Gletscherrückzug erstellt werden. Als saisonaler Speicher hätte der Trift-Speicher eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Energiestrategie 2050 inne, wären er doch eine wertvolle Energiereserve (215 GWh) während der Wintermonate. Der eine oder die andere im Saal dürfte während Daniel Fischlins Präsentation an die mahnenden Worte erinnert worden sein, welche Renato Tami am Morgen dieses zweiten Stromkongresstages ans Plenum gerichtet hatte.

Der 15. Schweizerische Stromkongress findet am 14./15. Januar 2021 statt.