Avenir-Suisse-Experte plädiert für Kostenwahrheit zwischen den Energieträgern

An der Generalversammlung des VSE sprach Patrick Dümmler von viel ungesunder Regulierung im Energiebereich. Der Avenir-Suisse-Experte erklärt im Interview, wieso Preissignale bessere Anreize setzen als Förderinstrumente und warum Energieunternehmen privatisiert werden sollen.
18.05.2022

Patrick Dümmler von Avenir Suisse im Video-Interview

Herr Dümmler, wie erreicht die Schweiz ihre Energie- und Klimaziele?

Die momentanen politischen Massnahmen in der Schweiz zielen sehr stark auf Förderung ab. Wir sollten aber sehr viel mehr dazu übergehen, Preissignale wirken zu lassen und diese als Anreize zu setzen. Das heisst eben genau fossile Energieträger zu verteuern, damit klimafreundliche Varianten eine bessere Chance haben. Wir müssen den Markt spielen lassen.

Wie erreichen wir diese Kostenwahrheit?

Es geht darum, jene Energieträger zu verteuern, die eine schädliche Wirkung auf das Klima haben. Grundsätzlich gibt es zwei Varianten, um der Kostenwahrheit näherzukommen: über eine CO2-Steuer oder ein Emissionshandelssystem. Verschiedene Studien haben dies versucht zu quantifizieren. Laut diesen wird eine Tonne CO2 zwischen 50 und 100 Dollar kosten.

Wie sehen Sie die Rolle des Staates im Energiebereich?

Manchmal kommt es mir vor, als wäre der Staat gleichzeitig Schiedsrichter und Spieler auf dem Feld. Diese einzelnen Funktionen gilt es zu entflechten. Avenir Suisse plädiert klar für eine Privatisierung von Energieunternehmen in Staatsbesitz. Der Staat sollte sich zurückziehen, um die Rahmenbedingungen so zu setzen, dass die Akteure Investitionsanreize – eben beispielsweise in den Ausbau der Energieerzeugung – kriegen.

Wo ziehen sie die Grenze zwischen gesunder und ungesunder Regulierung?

Die ungesunde Regulierung ist dann erreicht, wenn Unternehmen nicht mehr im Inland investieren, sondern im Ausland bessere Chancen sehen. Und dort stehen wir heute leider, wenn man an die langen Bewilligungsverfahren und den weiten Investitionshorizont denkt, der eine wirtschaftliche Unsicherheit für die Energieerzeugungsunternehmen mit sich bringt. Bei den Bewilligungsverfahren müssen wir ansetzen, aber auch generell bei den Rahmenbedingungen. Insbesondere sollten wir eben Kostenwahrheit zwischen den einzelnen Energieträgern herstellen.