Umfassende Studie: VSE simuliert Energiezukunft der Schweiz

Mit der «Energiezukunft 2050» zeigt der VSE Wege in die Energie- und Klimazukunft der Schweiz auf. Das Branchenprojekt soll das Fundament für nächste energie- und klimapolitische Weichenstellungen bilden.
10.02.2022

Michael Frank und Thomas Marti stellen das Branchenprojekt vor:

Die Schweizer Bevölkerung hat sich für die Umwandlung des Energiesystems hin zu einer erneuerbaren, CO2-neutralen und damit umweltverträglichen Stromproduktion ausgesprochen. Mit dem schleppenden Ausbau der Erneuerbaren, dem naherückenden Ausstieg aus der Kernenergie und dem Netto-Null-Ziel, das die Elektrifizierung von Mobilität und Heizungen notwendig macht, ist die Versorgungssicherheit endlich in den Fokus der öffentlichen und politischen Debatte gedrungen. Verpasst es die Schweiz, jetzt die richtigen Weichen für die Erreichung ihrer energie- und klimapolitischen Ziele zu stellen, steuert sie auf ein strukturelles Problem in der Energieversorgung.

Aus diesem Grund hat der VSE als Dachverband der Elektrizitätswirtschaft die Studie «Energiezukunft 2050 – Wege in die Energie- und Klimazukunft der Schweiz» in Auftrag gegeben. Das erklärte Ziel: Das Gesamtenergiesystem der Schweiz bis ins Jahr 2050 abzubilden. «Wir wollen als primär betroffene Branche eine Gesamtsicht in die Diskussion einbringen», sagt Direktor Michael Frank. Die Stromproduktion ist nicht der einzige Fokus der Studie. Auch die Auswirkungen des Klimawandels, die Sektorenkopplung, die Zukunft von Mobilität und Wärme und alternative Energieträger wie Wasserstoff werden analysiert.

Geballtes Branchenwissen für Simulation des Gesamtenergiesystems

Die «Energiezukunft 2050» ist ein veritables Branchenprojekt. «Unsere Mitglieder stellen Mitarbeitende aus der gesamten Wertschöpfungskette zur Verfügung, die an der Studie mitwirken», erklärt Frank die Besonderheit des Projekts. Das sei eine koordinative Herausforderung für die Projektleitung, garantiere aber, dass das geballte Wissen der Branche in die Studie einfliesst. Um der thematischen Vielfalt Rechnung zu tragen und die notwendige Tiefe zu erhalten, ist die umfassende Analyse in acht Teilprojekte unterteilt:

  1. Zentrale Modellierung
  2. Integration EU
  3. Elektrifizierung CH
  4. Mobilität
  5. Kurzfristige Flexibilitäten
  6. Sektorenkopplung
  7. Saisonspeicher
  8. Verteilnetze

In den verschiedenen Teilprojekten wird grundsätzlich bestehendes Wissen systematisch zusammenfasst. Es wird mit bestehenden nationalen und internationalen Daten aus verschiedensten Quellen gearbeitet. Die Erkenntnisse aus den verschiedenen Teilprojekten laufen im zentralen Modell (TP1) zusammen, welches die Empa als wissenschaftliche Partnerin entwickelt hat. Das zentrale Modell simuliert sodann das Gesamtenergiesystem der Schweiz. Es ist die erste «gebäudescharfe» Simulation. Konkret bedeutet das, dass auf die Stunde und ein einzelnes Wohnobjekt genau der Energiebedarf – Heizen, Kühlen, Warmwasser, Strom – projiziert werden kann.

Vier Szenarien zwischen Akzeptanz und europäischer Zusammenarbeit

Interessant ist insbesondere auch der grössere Kontext der Energierealitäten von morgen. «Wir untersuchen die Energiezukunft entlang zwei Dimensionen. Die eine Dimension beleuchtet die Zusammenarbeit der Schweiz mit Europa, die andere die Akzeptanz von neuen Technologien im Inland. Daraus ergeben sich vier wesentliche Szenarien für unsere Energiezukunft», führt Thomas Marti, Projektverantwortlicher und leitender Partner bei EVU Partners aus.

Die Modellierung der vier Szenarien erlaube es, Wenn-Dann-Aussagen zu treffen. «Was geschieht beispielweise, wenn wir im Inland nur wenig Erneuerbare zubauen dürfen und gleichzeitig nicht eng im europäischen Strommarkt eingebunden sind? Was bedeutet das für die Schweizer Energielandschaft in den nächsten 20, 30 Jahren? Solche Fragen wollen wir mit der Studie beantworten», erklärt Marti.

Wie geht es weiter?

Die Teilprojekte haben sich bereits in die Materie vertieft und viele Inputs generiert, so dass bereits erste Simulationen im Gesamtmodell erfolgt sind. Der finale Studienbericht wird Ende 2022 vorliegen. Für mehr Informationen rund um die «Energiezukunft 2050 – Wege in die Energie- und Klimazukunft» wird der VSE im Frühling 2022 eine Webseite aufschalten. Darauf werden laufend auch die wichtigsten Resultate der Studie und ihren Teilprojekten, die Simulationen der vier Szenarien – das Herzstück der Analyse –, diverse Grafiken und weiterführende Dokumente abrufbar sein.