Die Schweizer Energiebranche steht vor erheblichen Herausforderungen: Die Energiewende, technologische Entwicklungen und der steigende Bedarf an leistungsfähigen Infrastrukturen führen zu einem akuten Fachkräftemangel, insbesondere im Bereich Bau, Unterhalt und Instandsetzung von Energienetzen. Erwachsene ohne Schweizer Bildungsabschluss und Jugendliche, die sich für den Beruf Netzelektriker:in EFZ interessieren, verfügen häufig über praktische Begabungen, bringen jedoch nicht immer die schulischen oder sprachlichen Voraussetzungen für diese Ausbildung mit. Um auch praktisch begabten, schulisch oder sprachlich weniger starken Personen den Einstieg in die Branche zu ermöglichen, soll die Entwicklung einer zweijährigen beruflichen Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) geprüft werden. EBA kann einen wichtigen Beitrag zur Stärkung und Durchlässigkeit der Berufsbildung im Energiesektor leisten.
Abgrenzung zum EFZ
Das Eidgenössische Berufsattest (EBA) ist eine zweijährige berufliche Grundbildung mit praktischer Ausrichtung und einfacher schulischer Anforderung. Im Gegensatz zum EFZ dauert die Ausbildung nur zwei statt drei bzw. vier Jahre. Die kürzere Ausbildung hat einen engeren Fokus auf praktische Berufstätigkeiten. Der EBA-Abschluss bietet insbesondere schulisch oder sprachlich schwächeren Personen eine Chance, sich im Arbeitsmarkt zu integrieren.
Voranalyse: gemeinsam Berufsbild erarbeiten
Bereits im Dezember 2024 wurden durch den VSE im Schwerpunkt Energie mit Vertretern aller Sprachregionen und Lernorten an zwei Workshoptagen ein mögliches Berufsbild sowie die erforderlichen Handlungskompetenzen für ein eidgenössisches Berufsattest erarbeitet. Die Ergebnisse dieser Workshops wurden der Energiebranche am 27.Juni 2025 online präsentiert. Die Workshops sowie die anschliessende Online-Informationsveranstaltung wurden durch die externe Firma I-K-T begleitet.
Branchenanhörung klärt Bedarf und Anforderungen
Im Rahmen einer möglichen Entwicklung der neuen beruflichen Grundbildung «Energienetz Baupraktiker:in EBA» ist eine Branchenanhörung erforderlich. Ziel der Befragung ist es, den Bedarf und die Anforderungen an diese neue Ausbildung innerhalb der Branche zu ermitteln und die Relevanz für den Arbeitsmarkt zu prüfen. So soll sichergestellt werden, dass die Ausbildung auf breite Akzeptanz stösst, genügend Lehrstellen angeboten werden und Absolventen und Absolventinnen eine Anstellung finden werden.
Ergebnisse bestimmen das weitere Vorgehen
Sollte die nationale Branchenanhörung zu dem Resultat gelangen, dass auf dem Arbeitsmarkt ein Bedarf an einem neuen EBA-Berufsbild vorhanden ist, kann gestützt darauf ein möglicher Antrag (ein sogenanntes «Vor-Ticket») beim SBFI zur Entwicklung eines EBA beantragt werden. Die Entscheidung für die Einreichung des Vor-Tickets obliegt dem Vorstand des VSE. Wenn demgegenüber aus der Branchenanhörung nur ein geringer Bedarf an möglichen EBA-Profilen resultieren sollte, wird auf die Entwicklung eines neuen Berufsbildes verzichtet.
Die Umfrage zur Branchenanhörung wird Anfang 2026 durchgeführt.