Gemeinsam für mehr Biodiversität unter Stromnetzen

Die Industriellen Werke Basel und Pro Natura Baselland spannen zusammen: In einem gemeinsamen Biodiversitätsprojekt werten sie grosse Naturflächen unterhalb der Stromtrassen ökologisch auf.
08.03.2022

Ein Netz geht durch die Natur

Stromversorgung und Umweltschutz in Einklang bringen? Bedauerlicherweise zeigen die vielen blockierten Ausbauprojekte von erneuerbaren Produktionsanalgen, dass die beiden Interessen nicht immer zusammenfinden. Dies zu Ungunsten der Stromversorgungssicherheit und des Klimas. Dass es auch anders geht, zeigen die Industriellen Werke Basel (IWB) und Pro Natura Baselland. In einem gemeinsamen Projekt werten sie besonders geeignete Flächen unter den bestehenden Hochspannungsleitungen ökologisch auf.

Der Energieversorger passt dafür die Pflege- und Unterhaltsarbeiten in Kooperation mit dem Umweltverband und dem zuständigen Forstrevier an, wie IWB Sprecherin Jasmin Gianferrari mitteilt. Anstatt wie bislang üblich den Bewuchs regelmässig «auf den Stock» zu setzen, können bei gleichem Pflegeaufwand und für die IWB kostenneutral wertvolle Vernetzungsachsen und Lebensräume für zahlreiche gefährdete und seltene Tier- und Pflanzenarten geschaffen und so für mehr Biodiversität gesorgt werden. 

Der Wald unter Stromtrassen muss kurzgehalten werden, damit keine Bäume die Leitungen berühren. Deshalb wurden sie rund alle zehn Jahren komplett zurückgeschnitten. Das ist nicht optimal für die Biodiversität. Neu wird der Bewuchs im Gebiet Mittlerer Brandel auf einer Fläche von rund 20'000 Quadratmetern selektiv und kontinuierlich gepflegt und mehr Raum für wertvolle einheimische und seltene Tier- und Pflanzenarten geschaffen. Krautstreifen, Strauchgürtel, buchtige und gestufte Waldränder sowie lichte Waldflächen zieren bald schon die Flächen unterhalb der Stromtrassen. Auch die Anlegung von zwei Tümpeln in einem feuchten Abschnitt ist vorgesehen.

Das erste Teilprojekt im Gebiet Mittlerer Brandel bei Kleinlützel ist angelaufen, weitere Aufwertungsprojekte unter bestehenden Stromtrassen sind in Entwicklung. Die IWB spricht von «einem wichtigen Meilenstein», und auch Pro Natura Baselland misst dem Vorhaben grosse Bedeutung bei: «Es spielt eine wichtige Rolle in der Vernetzung und wird nachhaltig wertvolle Lebensräume für bedrohte Pflanzen und Tiere wie Schmetterlinge, Reptilien und Amphibien schaffen», sagt Thomas Fabbro, Co-Geschäftsführer auf Anfrage des VSE.

Beispielhafte Zusammenarbeit für mehr Natur- und Artenschutz

Das Zusammenspannen ist auf Initiative der IWB entstanden. Der Energieversorger verfolgt insgesamt fünf Nachhaltigkeitsziele, davon eines zum Natur- und Artenschutz. In Gesprächen zu einem Umsetzungskonzept sei die Idee entstanden, schreibt Gianferrari. «Mit ihrer umfangreichen Kompetenz in Naturschutz- und Aufwertungsprojekten unterstützt Pro Natura Baselland IWB dabei, die Flächen im eigenen Besitz und Verantwortungsbereich bestmöglich für Naturschutz und Artenvielfalt zu nutzen.»

Wenn Umweltanliegen bei der Planung von Energieinfrastruktur mitgedacht werden, gewinnen beide Seiten.

Darin, dass eine gute Zusammenarbeit zwischen Umweltverbänden und Energieunternehmen möglich ist, sieht sich auch Fabbro bestätigt: «Wenn Umweltanliegen bei der Planung von Energieinfrastruktur mitgedacht werden, gewinnen beide Seiten und wir können unsere Natur für die nächsten Generationen erhalten.» Es brauche jedoch grossen Willen und echtes Engagement, um Energie-, Klima- und Biodiversitätsanliegen unter einen Hut zu bekommen.

Das Beispiel zeigt: eine offene und partnerschaftliche Zusammenarbeit geprägt von gegenseitigem Vertrauen ist das Fundament, um breit akzeptierte Lösungen für die Energieversorgung und den Umweltschutz zu finden.