Scheint morgen die Sonne? Diese Frage ist nicht nur für die Planung von Freizeitaktivitäten relevant – auch wer eine PV-Anlage besitzt, verfolgt die Wetterprognosen mit grossem Interesse. Und weil es in der Schweiz immer mehr PV-Anlagen gibt, können sich auch Netzbetreiber dieser Frage nicht entziehen. Mehr PV-Anlagen führen nämlich nicht nur zu einem erhöhten Netzausbaubedarf, sie stellen auch den Netzbetrieb vor Herausforderungen.
PV-Prognosen für den Netzbetrieb
Damit das Stromnetz sicher und effizient betrieben werden kann, muss verlässlich geplant werden, wie viel Strom zu jedem Zeitpunkt in das Netz eingespeist und daraus bezogen wird. Nur wenn Produktion und Verbrauch jederzeit ausgeglichen sind, ist das Netz stabil und die Versorgungssicherheit gewährleistet. Nimmt die Anzahl PV-Anlagen und damit die Solarstromproduktion zu, wird die Planung der Produktion aufgrund der Wetterabhängigkeit und dadurch steigender Volatilität herausfordernder. Stimmen die Prognosen für die erwartete Solarproduktion nicht, kommt es im Echtzeitbetrieb des Stromnetzes zu unerwarteten Abweichungen zwischen Stromein- und -ausspeisung. Die Massnahmen zum Ausgleich solcher Abweichungen sind kostspielig und werden den Stromkonsumentinnen und -konsumenten entweder über den Netztarif oder über den Energiepreis verrechnet.
Die Voraussetzung für gute Prognosen und somit für einen sicheren und effizienten Netzbetrieb sind gute Daten. Die Prognosen der erwarteten Produktion und des erwarteten Verbrauchs in ihrem Versorgungsgebiet erstellen die Energielieferanten. Sie stützen sich dabei unter anderem auf historische Produktions- und Verbrauchsdaten. Beispielsweise werden die Daten der Vortage häufig für die Prognose des Folgetages verwendet. Für gute Prognosen ist es deshalb entscheidend, dass kurzfristig verlässliche Produktions- und Verbrauchsdaten verfügbar sind. Diese Daten erheben die Verteilnetzbetreiber über ihre Zähler und stellen sie den Marktpartnern zur Verfügung.
Energiedatenkommission regelt den standardisierten Datenaustausch
Damit einheitliche Daten in der erforderlichen Qualität für den Netzbetrieb zur Verfügung stehen, braucht es verbindliche Branchenrichtlinien. Im Sinne des Subsidiaritätsprinzips haben Branchenexpertinnen und -experten im Rahmen der Energiedatenkommission (EnDaKo) des VSE entsprechende Branchendokumente erarbeitet, welche als Richtlinien im Sinne des Stromversorgungsgesetzes (StromVG) und der Stromversorgungsverordnung (StromVV) gelten. Das Schlüsseldokument «Metering Code Schweiz» und das Umsetzungsdokument «Standardisierter Datenaustausch für den Strommarkt Schweiz (SDAT – CH)» beschreiben die Datenaustauschprozesse (z.B. Messdatenaustausch, Wechselprozesse) und deren verbindliche Umsetzung. Um zu überprüfen, ob diese Branchenrichtlinien den aktuellen Herausforderungen noch gerecht werden, und um nötigenfalls weitergehende Massnahmen zur Verbesserung der Datenqualität und der Prognosen zu erarbeiten, reaktiviert die EnDaKo ihre Arbeitsgruppe «Datenqualität».
Anforderungen an die Datenqualität
- Vollständige Datensätze
- Korrekte Datensätze (keine negativen Werte)
- Konsistente Datensätze
- Fristgerechter Datenversand (D+1 bis 11.00 Uhr)
- Täglicher Datenversand auch an Wochenenden
Empfehlungen der Energiedatenkommission
Um die Datenqualität und die Prognosen für die erwartete Ein- und Ausspeisung zu verbessern, empfiehlt die EnDaKo, dass Verteilnetzbetreiber und Energielieferanten ihre Datenlieferungen überprüfen und bei Bedarf anpassen. Konkret schlägt die Kommission folgende Massnahmen vor:
- Verteilnetzbetreiber und Energielieferanten sollten ihre Prozesse überprüfen, um sicherzustellen, dass eine vollständige und qualitativ hochwertige Datenlieferung innerhalb der gegebenen Frist möglich ist.
- Des Weiteren sollten Verteilnetzbetreiber ihre Mitarbeitenden für die Bedeutung der gelieferten Daten sensibilisieren und sie befähigen, die Daten in entsprechender Qualität aufzubereiten und pünktlich zu versenden.
- Falls ein Dienstleister mit der Verarbeitung und dem Versand der Daten beauftragt wurde, sollte der Verteilnetzbetreiber sicherstellen, dass der Dienstleister die Anforderungen an die Datenqualität erfüllt. Die Verantwortung für die Datenqualität liegt auch in diesem Fall beim Verteilnetzbetreiber.