VESE präsentiert Lösungen für PV-Ausbau und kritisiert Verordnungsrevision

Der Verband unabhängiger Energieerzeuger VESE hat sein White Paper "PV-Zubau 2.0" veröffentlicht und nimmt gleichzeitig kritisch Stellung zur laufenden Revision der Energieverordnung. Die Botschaft ist klar: Die geplanten Verordnungsänderungen lösen die falschen Probleme, während systemische Lösungen auf dem Tisch liegen.
14.11.2025

Das ist eine Medienmitteilung von VESE – die darin publizierten Inhalte geben nicht notwendigerweise die Meinung des VSE wieder.

 

Stromgesetz-Ziele in Gefahr

Das Stromgesetz verlangt bis 2030 eine PV-Produktion von 18.7 TWh. Dies erfordert einen jährlichen Zubau von 2.5 bis 3 GWp – das Doppelte des aktuellen Tempos. Die notwendigen Investitionen von 3 bis 4 Milliarden Franken pro Jahr sollen zu 80 Prozent von Privaten kommen. Doch die vorgeschlagenen Verordnungsänderungen untergraben genau diese Investitionsbereitschaft.
Auch überfordert die hohe Änderungsfrequenz bei Verordnungen die Branche. Mit Artikel 15 Absatz 1bis EnG erhält der Bundesrat zudem weitreichende Kompetenzen für Regelungen bei negativen Preisen – ohne parlamentarische Mitsprachemöglichkeit.

Verordnungsrevision verfehlt Kernproblem

Die laufende Revision der Energieverordnung zielt darauf ab, PV-Betreibern die Vergütung bei negativen Strompreisen zu streichen. VESE hält fest: Nicht die negativen Preise sind problematisch, sondern deren Belastung für lokale Verteilnetzbetreiber. Zahlreiche VNB weisen zeitweise bereits mehr Solarstrom in ihrer Bilanzgruppe aus als Verbrauch durch ihre grundversorgten Kunden.

Die Konsequenzen der Vorlage:

  • Ertragsverluste bis 20 Prozent: 2024 wurden 292 Negativstunden verzeichnet – eine Zunahme von 400 Prozent gegenüber 2023. Für 2025 werden 400 Negativstunden prognostiziert, was Ertragsverluste von rund 20 Prozent bedeutet. Anlagen ohne oder mit geringem Eigenverbrauch würden unrentabel.
  • Prognosen werden ungenauer: Schalten PV-Anlagen bei Negativpreisen ab, müssen VNB kurzfristig im teureren Intradaymarkt beschaffen. Gleichzeitig können sie das Verhalten der PV-Betreiber nicht prognostizieren.
  • Investitionen blockiert: Speicher und Power-to-X-Anwendungen benötigen grosse Preisspreads zur Refinanzierung. Diese werden mit den vorgeschlagenen Änderungen geringer. 

White Paper: Zweisäulenmodell mit Wahlfreiheit

Das Mitte November veröffentlichte White Paper "PV-Zubau 2.0" schlägt ein Zweisäulenmodell vor: Jeder Investor entscheidet sich einmalig zwischen Investitionssicherheit oder Marktchancen – diese Wahl gilt für 20 Jahre.

Säule 1 – Investitionssicherheit:

  • Kapazitätsmodell: Fixer Preis pro kWp Leistung. Der VNB steuert die Einspeisung zwischen 0 und 100 Prozent, bei reduzierter Abnahme ist Eigenverbrauch möglich. Basiert auf bewährten Tolling-Verträgen.
  • Gleitende Marktprämie: Weiterentwicklung des bestehenden Modells mit VNB-Steuerbarkeit und Integration der Herkunftsnachweise.

Säule 2 – Marktorientierte Modelle:

  • Winter-KEV: Fixer Winterpreis, Marktpreis im Sommer. Fördert Ost-West-Anlagen, steile Aufständerungen und statische Einspeisebegrenzungen wie den TOP-40.
  • Smart-Grid-Bonus: Echtzeit-Preissignale des VNB mit Malus bei Netzengpässen und Bonus bei Netzbedarf.

Volkswirtschaftliche Vorteile

Die vorgeschlagenen Modelle sparen Milliarden: Intelligente Steuerung statt teurer Netzausbau, planbare Produktion reduziert Ausgleichsenergie, dezentrale Versorgung statt Importabhängigkeit. VESE schlägt eine pragmatische Umsetzung in drei Phasen vor, beginnend mit Proof-of-Concept-Projekten.

Schweiz kann Vorreiter werden

Die Energiewende ist auch ein Paradigmenwechsel: von wenigen Grosskraftwerken zu vielen, dezentralen und resilienten Kleinkraftwerken. Die Schweiz hat die Chance, mit intelligenten Modellen international zum Vorbild zu werden. PV ist erwachsen und Teil der kritischen Infrastruktur geworden – als solche muss sie behandelt werden. Dafür braucht es jetzt die richtigen Rahmenbedingungen, damit private Investoren die Energiezukunft mitgestalten können. Die vorgeschlagenen Lösungen verbinden Investitionssicherheit mit Markteffizienz und ermöglichen den Ausbau, den das Stromgesetz verlangt. (vese)

Downloads

https://www.vese.ch/wp-content/uploads/VESE_Vernehmlassungsantwort_Verordnungen_Energiebereich_Sept2025.pdf

https://www.vese.ch/wp-content/uploads/VESE_Whitepaper_PV-Zubau_2-0.pdf