Die Annahme des Stromgesetzes im Juni vergangenen Jahres markierte einen energiepolitischen Meilenstein. Der VSE setzte sich an vorderster Front für das Stromgesetz ein, denn es ebnet den Weg für einem raschen Ausbau der erneuerbaren Energien und damit in die Energiezukunft. Verschiedene Regelungen im Energie- und Stromversorgungsgesetz werden dadurch umfassend revidiert. Die Verordnungsbestimmungen auszuarbeiten und diese umzusetzen, ist aufwändig. Deshalb entschied der Bundesrat, dass Stromgesetz in zwei Etappen in Kraft zu setzen. Das erste Verordnungspaket wurde am 4. Dezember 2024 verabschiedet und trat am 1. Januar 2025 in Kraft.
Neues Jahr, neues Regime. Anpassungen bei der Ausgestaltung der Grundversorgung, Solidarisierung von Netz- und Anschlussverstärkungen, Effizienzsteigerung durch Elektrizitätslieferanten, praktische und technische Umsetzung von virtuellen Zusammenschlüssen zum Eigenverbrauch (vZEV): Allein diese vier Themen bringen diverse revidierte und neue Bestimmungen, die die EVU nun umsetzen müssen. Um diese Umsetzung zu erleichtern, hat der VSE nicht nur diverse Branchendokumente und -handbücher überarbeitet, sondern auch zusammen mit dem Bundesamt für Energie (BFE) Fachtagungen in der ganzen Schweiz durchgeführt. An diesen Veranstaltungen wurden die neuen Regelungen erklärt und den EVU die Möglichkeit geboten, ihre Fragen zu stellen und sich untereinander auszutauschen.
Riesiges Interesse
Die erste Fachtagung zur Umsetzung des ersten Verordnungspakets fand bereits am 12. Dezember in Aarau statt – also nur wenige Tage nachdem der Bundesrat das erste Verordnungspaket verabschiedete. Schon bei dieser ersten Veranstaltung zeigte sich: Das Interesse in der Branche ist riesig! 185 Personen nahmen den Weg ins Aarauer Kultur- und Kongresshaus auf sich. Im Januar fanden weitere Veranstaltungen statt: am 9. Januar in Landquart, am 23. Januar in Lausanne (121 Teilnehmende), am 28. Januar in Winterthur und am 4. Februar in Bellinzona. Auch an diesen herrschte full house. Über alle Veranstaltungen gesehen waren es über 550 Teilnehmende. Die hohen Teilnehmerzahlen verdeutlichen nicht nur das Bedürfnis an diesen Veranstaltungen, sondern sind auch Ausdruck davon, dass sich die Branche aktiv an den Diskussionen beteiligt und sich intensiv mit der Umsetzung des Stromgesetzes auseinandersetzt, und diese vorantreibt.
«Es ist keine Selbstverständlichkeit, komplexe Regelungen in so kurzer Zeit umzusetzen. Umso wertvoller ist der gemeinsame Austausch.»
Klärungsbedarf bei der Ausgestaltung der Grundversorgung
Programmatisch fokussierten die Fachtagungen auf jene Bestimmungen, die viel Umsetzungsaufwand mit sich bringen: Grundversorgung, Solidarisierung der Netz- und Anschlussverstärkungen, Effizienzsteigerung durch Elektrizitätslieferanten und virtuelle ZEV. Nach den jeweiligen Referaten von Expertinnen und Experten des BFE und des VSE konnten die Teilnehmenden ihre Fragen stellen – und diese Möglichkeit wurde an allen Fachtagungen rege genutzt. Besonderen Klärungsbedarf gab es bei der Ausgestaltung der Grundversorgung. Die Fragen adressierten insbesondere die Vorgaben zum Mindestanteil und die Kostenaufteilung in der Grundversorgung. Aber auch bei den neuen Effizienzverpflichtungen und der Umsetzung der virtuellen ZEV kamen jeweils viele Fragen aus dem Publikum. Nicht alle konnten restlos zufriedenstellend beantwortet werden.
Zu den «heissen Eisen» fanden im Rahmen der Fachveranstaltungen vertiefende Workshops statt. Die Teilnehmenden konnten wählen, ob sie sich mit den neuen Effizienzverpflichtungen auseinandersetzen oder ob sie mehr über die den Umsetzungsstand des KRSG (Stand 2026), die Vorgaben zum Mindestanteil, die quartalsweise Umsetzung vom Standartstromprodukt und die Kostenaufteilung von Effizienzmassnahmen erfahren wollten.
Michael Frank: «Wir konnten die brennendsten Fragen unserer Mitglieder adressieren»
Insgesamt zieht der VSE ein positives Fazit zu den Fachtagungen. «Für die Versorgungssicherheit ist die Umsetzung des Stromgesetzes von höchster Bedeutung. Es ist keine Selbstverständlichkeit, komplexe Regelungen in so kurzer Zeit umzusetzen. Umso wertvoller ist der gemeinsame Austausch, dass alle am selben Strang ziehen und Klarheit über die Umsetzung herrscht. An unseren Fachtagungen konnten wir zusammen mit dem BFE ein bisschen zu dieser Klarheit beitragen und vor allem die brennendsten Fragen unserer Mitglieder adressieren und aufnehmen», sagt VSE Direktor Michael Frank.
Weitere Fachtagungen auch zum zweiten Verordnungspaket
Entsprechend wird der VSE auch für die Umsetzung des zweiten Verordnungspakets mit dem BFE zusammenspannen und in der ganzen Schweiz eine Veranstaltungsreihe für seine Mitglieder organisieren. Denn auch das zweite Verordnungspaket wird diverse Neuerungen bringen – u.a. bei Abnahme- und Vergütungspflicht, LEG, Netznutzungsentgelte, Messwesen, Flexibilitäten – und Klärungsbedarf generieren.
Die Organisation dieser Fachtagungen läuft auf Hochtouren. Sie finden voraussichtlich im März und April statt. Details dazu gibt der VSE spätestens dann bekannt, wenn der Bundesrat das zweite Verordnungspaket verabschiedet. Dies wird in den kommenden Wochen erwartet.