Solarenergie gemeinsam ausbauen: Beteiligungsmodelle sind ein Erfolg

Einmalig in eine PV-Anlage investieren und jahrelang profitieren: Immer mehr Energieversorger lassen Bürgerinnen und Bürger an der Energiewende beteiligen. Das Potenzial ist gross. Die Nachfrage auch.
24.02.2022
Von Bürger/innen finanziert: Die PV-Anlage auf dem Dach der Schule Herzogenmühle in Zürich-Schwamendingen. (Quelle: ewz)

Das Geschäft mit den Bürgerbeteiligungen an Solaranlagen wächst. Immer mehr Energieversorger lassen ihre Kundinnen und Kundinnen Solarprojekte finanzieren. Und damit an der Energiewende und am Klimaschutz beteiligen. «Bürgerbeteiligungsmodelle fördern die Akzeptanz von PV-Anlagen auf öffentlichen Gebäuden im Quartier», erklärt ein Sprecher des Elektrizitätswerks Zürich. 2014 hat das ewz mit Bürgerbeteiligungen begonnen, 27 Projekte von teilweise mehreren tausend Quadratmetern hat es seither realisiert.

Das Angebot entspricht offenbar einem Bedürfnis. Die ausgeschriebenen Projekte seien oft innert weniger Tage und Wochen ausverkauft – und dies teilweise ohne grosse Kommunikations- und Marketingmassnahmen, wie das ewz mitteilt. Auch andere Energieversorger wenden das Finanzierungsmodell an. Es scheint besonders in Städten beliebt zu sein, wo die Mehrheit der Menschen in Mietwohnungen lebt. So können sich Bürgerinnen und Bürger etwa auch in Bern, Basel, St. Gallen, Glarus oder Davos an Solaranlagen beteiligen (keine abschliessende Auflistung).

Einmalig investieren, 20 Jahre profitieren

Das Prinzip der indirekten Beteiligung: Einmalig investieren und über einen längeren Zeitraum profitieren. Privatpersonen und Unternehmen können eine bestimmte Fläche auf Gebäuden im öffentlichen Besitz erwerben, wie zum Beispiel Schulhäuser oder Wohnblöcke. Das EVU bestückt das jeweilige Dach mit Solarpanels, sobald das Projekt komplett finanziert ist. Wird die Anlage in Betrieb genommen, profitieren Investorinnen und Investoren im Gegenzug über einen fixen Zeitraum (meistens 20 Jahre) von einer jährlichen Gutschrift Solarstrom auf ihrer Stromrechnung.

Für einen Quadratmeter Solarfläche bezahlt man beispielsweise beim ewz 250 Franken und erhält dafür während 20 Jahren jährlich 80 Kilowattstunden Solarstrom gutgeschrieben. In Bern bekommt man vom Verein Sunraising in Kooperation mit Energie Wasser Bern ewb jährlich 110 Kilowattstunden bei einem einmaligen Investment von 350 Franken gutgeschrieben. Die Industriellen Werke Basel iwb verlangen 320 Franken pro Quadratmeter für 100 Kilowattstunden im Jahr. Bei den St. Galler Stadtwerken sgsw gibt’s dieselbe jährliche Gutschrift für 300 Franken.

Die hier beleuchteten Beteiligungen sind indirekt. Die Anlagen gehören dem Energieversorger, ein Mitspracherecht der Beteiligten gibt es nicht. Dafür ist die Solarstrom-Gutschrift auf der Jahresrechnung über einen bestimmten Zeitraum vertraglich zugesichert, unabhängig von der tatsächlichen Produktion der Anlage. Der Energieversorger trägt die technischen Risiken und ist verantwortlich für Installation und Wartung der Anlage sowie die gesetzeskonforme administrative Abwicklung.

Vorhandenes Potenzial ausschöpfen

Die Erfahrungen mit den Bürgerbeteiligungsprojekten sind positiv, wenngleich es Herausforderung gibt. Eine solche ist, geeignete Dachflächen zu finden, wie die Technischen Betriebe Glarus schreiben, die an der Finanzierung des vierten und fünften Beteiligungsprojekts sind. «Die Umsetzung einer Anlage ist nebst der Fläche gerade bei uns als Bergkanton aufgrund der Sonneneinstrahlung vom Standort abhängig.» Dennoch rechnet man in Glarus mit einem geschätzten Potenzial von 5'000 Quadratmetern.

Das Potenzial für Bürgerbeteiligungen will auch andernorts ausgeschöpft werden. Die Industriellen Werke Basel teilten im November 2021 nach der Realisierung von zwei Projekten mit, weitere Standorte für Bürgerbeteiligungen zu eruieren. Und auch die Stadt Zürich will bis 2030 auf städtischen Gebäuden das Fünffache an Solarstrom produzieren. Das ewz kündigt weitere Beteiligungsprojekte an. In den Worten des Zürcher Stadtrats Michael Baumer: «Gemeinsam bauen wir die Solarenergie aus! Sind Sie auch dabei?»