Stellen wir uns vor, es ist Winter und eine Cyber-Attacke auf die Steuer- und Regelsysteme von Kraftwerken in Deutschland und Frankreich verursacht grosse Schäden in der Kraftwerkinfrastruktur. Die mutmasslichen Verursacher drohen mit weiteren Angriffen. Auch wenn die Schweiz nicht direkt von der Attacke betroffen ist, spürt sie die Auswirkungen davon, da ein bedeutender Anteil der Produktionskapazität in Europa nicht verfügbar ist. Ein Energieangebotsdefizit ist auch für die kommenden Monate absehbar, da durch einen trockenen Winter die Speichervolumen der Schweizer Seen auf tiefem Stand stehen. Es gilt nun, landesweit Strom zu sparen, und die Abteilung Elektrizität (AEL) der Wirtschaftlichen Landesversorgung entscheidet, die Bewirtschaftungsmassnahmen und damit die OSTRAL-Organisation zu aktivieren. Der Bundesrat bereitet eine Medienkonferenz vor, um die Öffentlichkeit zu informieren.
In der Krise wissen, was zu tun ist
In einer Krisensituation muss jede involvierte Partei wissen, was zu tun ist. Durch die Situation im Winter 2022/2023 haben die Verantwortlichen sich bereits kennengelernt und erste Verbesserungen bei den Bewirtschaftungsmassnahmen, der Digitalisierung oder der Kommunikation vornehmen können. Um dieses Wissen präsent zu halten, muss der Ernstfall geübt werden, damit im Falle einer Krise alle Personen mit ihrer Rolle sowie den Prozessen vertraut sein.
Um dies zu gewährleisten treffen sich die Expert:innen der OSTRAL, der AEL, des BWL und der Grossverbraucher aus allen Landesteilen regelmässig, um Abläufe nachzustellen, zu überprüfen und Herausforderungen zu diskutieren, zuletzt an der Tabletop-Übung im November bei der AEW Energie AG. Die Teilnehmer:innen diskutierten u.a. über das Monitoring, die Herausforderung bzgl. des Einsatzes von Ressourcen, die eingesetzten Kommunikationskanäle und dringend benötigte Schnittstellen.