Frauen, taucht in die Branche ein!

08.03.2023
Der Weltfrauentag regt an, das eigene und das Selbstverständnis anderer Frauen in der Energiewirtschaft zu reflektieren. Das ist wichtig – auch wenn uns mit Blick auf andere Realitäten – Tür und Tor offenstehen. Gedanken von Nadine Brauchli, Leiterin Energie beim VSE.

Wendet man den Blick als privilegierte Schweizerin auf andere Länder der Erde, sind die Gedanken, die ich mir zum Frauenanteil in der Energiebranche mache, nicht ganz schambefreit. Zur Reflexion der eigenen Situation und eben der Position der Frauen in unserer Branche anregen soll der 8. März trotzdem.  

Mein halbes Leben bin ich in einer «Männerwelt», wie man so gerne sagt, unterwegs: erst an der ETH, und mittlerweile seit fast 20 Jahren in der Energiewirtschaft. Bei den meisten Stationen war ich eine von wenigen. Jetzt bin ich Mitglied einer Geschäftsleitung, die hälftig aus Frauen besteht, in einem Verband mit einem Frauenanteil von 56%. Ja, auch wenn ich es persönlich nie als speziell empfunden habe, in dieser Branche Frau zu sein, so bin ich doch überzeugt, dass die Mischung von Frau und Mann unser Team schlagkräftiger macht. Man darf diesen Gedanken klischiert finden, durchaus. Aber wer es kennt, weiss, dass es stimmt. Immer im Bewusstsein, dass das Geschlecht nur eine der unzähligen Facetten ist, die uns in solchen Gremien Diversität und damit Stärke bringen.

Mein halbes Leben bin ich in einer «Männerwelt» unterwegs. Bei den meisten Stationen war ich eine von wenigen. Jetzt bin ich Mitglied einer Geschäftsleitung, die hälftig aus Frauen besteht, in einem Verband mit einem Frauenanteil von 56%.

Die Kraft, die Kreativität, den Erfolg müssen wir auch aus den Unterschieden schöpfen. Die eigenen Stärken und Schwächen müssen wir kennen und von den Schwächen und Stärken der anderen lernen. Es macht Spass, so die Limiten der eigenen Persönlichkeit zu überwinden: Hat Frau (und Mann) den Anspruch, mitzugestalten, Einfluss zu nehmen, muss sie auch bereit sein, zu kämpfen, Verantwortung zu übernehmen und Konflikte auszutragen. 

In diesem Prozess war es in den vergangenen 20 Jahren eher ich selbst und nicht die «Männerwelt», die mir im Weg stand. Und so möchte ich denn auch den jungen Frauen, die zaudern, ein MINT-Fach zu studieren, Naturwissenschaftler-, Informatiker- und Ingenieurinnen, die Respekt haben vor der männerlastigen Energiebranche, den Frauen, die gerne führen würden und wissen, dass sie es können, zurufen: Traut euch!  

Es ist ein grosses Glück, eine Branche zu finden, die mit ihrer Vielseitigkeit so begeistert. Seid offen, mutig und taucht ein! Man darf als Frau keine Angst haben vor einer «Männerbranche». Wenn man diese zulässt, kann man nicht nur nichts bewegen, sondern verpasst auch die Chance auf eine faszinierende und gesellschaftsrelevante Welt. Als Branche können wir unter anderem zur Dekarbonisierung und damit zum Abbremsen der Klimakatastrophe beitragen, unter der weniger Privilegierte - in den ärmsten Ländern nachweislich Frauen und Kinder - am stärksten leiden werden 

Autorin

Nadine Brauchli

Nadine Brauchli ist Bereichsleiterin Energie und Mitglied der Geschäftsleitung beim VSE. Seit 2021 ist sie Mitglied der Verwaltungskommission von SH Power. Zuvor war sie in Führungspositionen bei Axpo und EGL tätig. Nadine Brauchli hat an der ETH Zürich Umweltwissenschaften und angewandte Statistik sowie an der Universität St. Gallen Renewable Energy Management studiert. Als Beirätin engagiert sie sich ab sofort für das Frauennetzwerk «Women in Power». 

Women in Power

«Frauen, taucht in die Branche ein»: In einer losen Serie stellt der VSE unter dem Titel «Women in Power» Frauen vor, die diesem Aufruf nicht mehr Folge leisten müssen, weil sie bereits eingetaucht sind und erfolgreich in den verschiedensten Bereichen der Energiewelt arbeiten.

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