BLT in Luzern: Licht auf die neue Energiewelt

Die VSE-Betriebsleitertagung in Luzern beleuchtete den Wandel des Energiesystems erneut von mehreren Seiten. Zu den Themen gehörten etwa der Green Deal der EU, die Stossrichtung der CH-Energiepolitik und News von der Eidg. Elektrizitätskommission (ElCom).
21.09.2020

Sebastian Heselhaus von der Universität Luzern stellte den europäischen Green Deal im Detail vor. Dessen Ziele sind, bis 2050 die Netto- Treibhausgasemissionen der EU auf null zurückzuführen, eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren und wichtige Biodiversitätsziele zu erreichen. Dabei werden ökologische, wirtschaftliche und soziale Fragen zusammen gedacht – und für alle Sektoren der EU passende Transformationsprozesse konzipiert. Für EVU gerade regulatorisch gesehen eine besondere Herausforderung – ihre Aufgaben werden wohl deutlich komplexer. Die Corona-Pandemie hat ebenfalls neue Ansprüche geschaffen. Das birgt einerseits Risiken für die Finanzierung des Green Deal, kann aber auch Chance sein, wenn sich der Wiederaufbau konsequent an Nachhaltigkeitskriterien orientiert.

Dr. Matthias Gysler, Chefökonom des BFE, lieferte einen Überblick der aktuellen politischen Energie-Dossiers. Gerade im Hinblick auf eine vollständige Strommarktöffnung seien es neue Geschäftsmodelle, die erneuerbaren Energien noch stärkeren Anschub geben könnten. Dazu zählen etwa die Zusammenschaltung verschiedener, dezentraler Stromerzeugungseinheiten, das Entwickeln neuer Beteiligungsmodelle, lokale Strommärkte, Nachbarschaftsspeicher und innovative Elektromobilitätslösungen. Zu den aktuelle Grundlagenarbeiten des BFE gehören: Die Studie Energieperspektiven (bis Ende 2020 fertig), eine Wärmestrategie und eine Wasserstoffstrategie, beim Strom eine Studie zur Netztarifausgestaltung, zu Speichern/ Sektorkopplung sowie zur Überprüfung des WACC (Zinssatz für das im Stromnetz gebundene Kapital). Vor dem Hintergrund der Versorgungssicherheit ist auch das kommende Gasversorgungsgesetz zentral. Die Botschaft des Bundesrates dazu soll Anfang 2021 vorliegen.

Werner Luginbühl, der neue Präsident der ElCom, stellte unter anderem das neue ElCom-Dateneinliefersystem EDES vor. Es soll eine effizientere Einreichung von Energiedaten in hoher Qualität ermöglichen – und Prozesse für die Netzbetreiber und die ElCom vereinfachen (siehe Schema). Betreffend Versorgungssicherheut bekräftigte Luginbühl die ElCom-Forderung, dass ein substanzieller Teil der wegfallenden Winterproduktion der Kernkraftwerke weiterhin im Inland produziert wird. Dazu braucht es laut der ElCom geeignete Massnahmen für den Zubau von 5 bis 10 TWh inländischer Winterproduktion.

Weitere Themen an der BLT waren der Innovationsmonitor Energie, der neue Windpark auf dem Gotthard und Cyber Security in Zeiten erhöhter Bedrohung.

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