Atomenergie wird weltweit unbedeutend und systemfremd

Die Atomenergie verliert weltweit zunehmend an Bedeutung – so das Fazit des heute veröffentlichten «World Nuclear Industry Status Report» (WNISR2025). Die Erneuerbaren und die Speichertechnologien verändern die Stromsysteme und den Markt gerade grundlegend. Atomstrom in diese modernen Stromnetze zu integrieren, wird zunehmend anspruchsvoll und teuer.
22.09.2025

Das ist eine Medienmitteilung der Schweizerischen Energie-Stiftung – die darin publizierten Inhalte geben nicht notwendigerweise die Meinung des VSE wieder.

 

Im Jahr 2024 hat die Kapazität von Solar- und Batterieanlagen einen beispiellosen Aufschwung erlebt, angetrieben durch einen signifikanten Kostenrückgang. Da sich die Energiemärkte rasant weiterentwickeln, gibt es keine Anzeichen für einen kräftigen Ausbau der Atomenergie. Der langsame Bedeutungsverlust der Atomenergie bei der Stromerzeugung setzt sich weltweit fort.

Atomenergie: Keinen Platz im Stromsystem der Zukunft

Der WNISR2025 zeigt ganz klar: die erneuerbaren Energien und Speichersysteme haben technische, wirtschaftliche und systemische Reife erreicht. Nebst den politischen Programmen gegen den Klimawandel, ist es jetzt vor allem die schiere wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit dieser Technologien, die das Energiesystem grundlegend verändern. Die Versorgung passt sich mit flexibler, dynamischer und günstiger Energie, mit Hilfe von Batteriespeicher (die nur schon 2024 um 40% billiger wurden) immer besser an die Nutzungsbedürfnisse an.

Der immer teurer werdende Atomstrom, der nicht flexibel reguliert werden kann, steht diesen Entwicklungen zunehmend entgegen. Das gilt insbesondere auch für die Schweiz, wo ein allfälliges neues AKW frühestens in 2050 ans Netz ginge, also just dann, wenn das Stromsystem gemäss den Zielvorgaben vollständig auf die Erneuerbaren umgestellt ist.

Stephanie Eger, Leiterin Fachbereich Atomenergie der Schweizerischen Energiestiftung kommentiert das so: «Weltweit, und auch in der Schweiz, gibt es aber immer noch politische Kräfte, die mit dem alten System verbunden sind, und versuchen den Wandel zu verhindern. Die Politik muss sich entscheiden, ob ihr Ziel darin besteht, das neue Energiesystem zu ermöglichen oder das alte zu schützen.» Dabei hat die Bevölkerung schon mehrfach die Richtung für die Erneuerbaren klar vorgegeben.

Atomstrom weltweit im Rückzug

Gemäss WNISR2025 haben im letzten Jahr weniger Länder Atomkraftanlagen betreiben und es sind weniger neue Anlagen im Bau als noch in der Vorperiode. Der Anteil der Atomenergie an der weltweiten Stromerzeugung ging leicht zurück und liegt mit 9 Prozent weit unter dem Höchststand im Jahr 1996 (17,5 %). Von einer weltweiten «atomaren Renaissance» kann also keine Rede sein. Selbst in China, wo rund die Hälfte aller neuen Reaktoren derzeit gebaut werden, relativiert sich das Bild: dort übersteigt der Zubau der Erneuerbaren die Atomenergie um ein Vielfaches. Während die nukleare Leistung 2024 um 3,5 GW stieg, nahm diejenige der Solarenergie um 278 GW zu.

Das deckt sich mit den Investitionen in Erneuerbare weltweit, die über das 20-fache derjenigen in die Nuklearenergie betragen. Diese stagnieren und der Anteil an Atomstrom sinkt, insbesondere ausserhalb von China. Der effektive Zustand der Nuklearindustrie unterscheidet sich damit stark von der gegenwärtigen Wahrnehmung, so auch in der Schweiz. (energiestiftung)