Was läuft beim BFE zum Thema Wasserstoff?

Bis 2023 sollen in der Schweiz 1000 Brennstoffzellen-Lastwagen rollen. Wasserstoff und seine Verwendung für die Energiewende beschäftigen auch das Bundesamt für Energie. Wir haben mit dem H2-Verantwortlichen Markus Bareit gesprochen.
17.11.2020

Herr Bareit, in den Medien machen die ersten Wasserstoff-LKWs die Runde, bis 2023 soll ein flächendeckendes Tankstellennetz stehen. Inwiefern ist H2 beim BFE ein Thema?
Wir haben diesbezüglich diverse Projekte am Laufen. Aktuell erarbeiten wir etwa ein Inputpapier für den Dialog mit den Stakeholdern aus der Wirtschaft. Im kommenden Gasversorgungsgesetz wird Wasserstoff ein grosses Thema sein, ferner in den neuen «Energieperspektiven 2050+», die wir Ende November publizieren werden. Auch auf einzelne Gesetze wie das Rohrleitungsgesetz hat H2 einen Einfluss. Dieses war bisher nur auf fossile Energieträger ausgelegt. Und wir erstellen eine Speicherstudie, die das Potenzial und die Wirtschaftlichkeit diverser Speichertechnologien anschaut, zu denen auch der Wasserstoff gehört.

Wo kann Wasserstoff laut dem BFE einen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten, wo eher nicht?
Wie wir auch schon 2019 im Positionspapier Gas kommuniziert haben, sehen wir ihn am ehesten in der Mobilität und in der Industrie, weniger im Wärmebereich, wo auf Fernwärme, Wärmepumpen und dereinst auch Geothermie gesetzt werden sollte. In der Mobilität sind H2-Fahrzeuge – dank schneller Betankung und höherer Nutzlast – speziell für den Schwerverkehr über längere Strecken geeignet. Für kurze Strecken und im Personenverkehr sehen wir eher batterieelektrische Fahrzeuge.

Grüner Wasserstoff entsteht ganz aus erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne

Auf welche Farben soll gesetzt werden...grau, blau oder grün?
Der Farbcode ist beim Wasserstoff tatsächlich entscheidend. «Grauer Wasserstoff» wird mit fossilen Ressourcen hergestellt, beim blauen H2 wird dabei aber CO2 abgeschieden und gespeichert, grüner Wasserstoff entsteht ganz aus erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne. «Grau» ist also nicht förderlich für die Dekarbonisierung, blauer H2 kann aber interessant sein. Es braucht noch viel Forschung, um Technologien wie CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCR) effizienter zu machen.

Die Winterversorgung ist eine grosse Herausforderung für die Schweiz. Wie stehen Sie zum Thema H2-Rückverstromung?
Schon bei der Herstellung von Wasserstoff mit Strom sind die Energieverluste hoch, bei erneuter Verstromung sind es dann 70%. Aus Sicht des BFE wird diese Anwendung in den nächsten 10 bis 20 Jahren kaum sinnvoll und wirtschaftlich sein. Zudem haben wir in der Schweiz noch zu wenig Speichermöglichkeiten. Das Ausland nutzt dafür Salzkavernen und erschöpfte Gasfelder – über die wir nicht verfügen.

Was heisst das allgemein für das Thema Power-to-Gas?
Die Herstellung von Wasserstoff aus Überschuss-Strom macht sicherlich Sinn, um eben Sektoren wie den Verkehrssektor zu dekarbonisieren. Auch in der Industrie, etwa beim Raffinieren und in der Ammoniak-Herstellung ist H2 bereits im Einsatz, allerdings grauer. Dieser Wasserstoff muss grün oder zumindest blau werden, um den Klimazielen näher zu kommen.

Das BFE hat kürzlich das Forschungsprogramm «SWiss Energy research for the Energy Transition» (SWEET) gestartet.
Bei der ersten Ausschreibung für das neue SWEET-Programm gingen bereits 13 Gesuche für Projekte im Umfang von 170 Mio. Franken ein. Die Kopplung der Energiesektoren und der Einsatz von Wasserstoff sind auch dort wichtige Aspekte, die Wege hin zu einem nachhaltigeren Energiesystem aufzeigen.

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