Nun gehts um die Wurst

Die Stromversorgungssicherheit ist schlicht und einfach lebensnotwendig. Damit sie weiterhin sichergestellt werden kann, müssen alle am gleichen Strick ziehen. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, den Worten Taten folgen zu lassen.
25.11.2021

Die Schweiz hat eine solide Energieinfrastruktur, ein beträchtliches Potenzial an erneuerbaren Energien – ebenso wie einen starken und innovativen Forschungs- und Werkplatz. Beste Voraussetzungen für die Energie- und Klimastrategie.

Und doch droht die Schweiz ins Hintertreffen zu geraten. Unattraktive wirtschaftliche Bedingungen, ungelöste Zielkonflikte zwischen Schutz und Nutzung und lange Bewilligungsverfahren behindern den Ausbau der erneuerbaren Energien. Mit dem aktuellen Tempo ist in den nächsten 10 bis 15 Jahren ein starker Rückgang der inländischen Produktion zu befürchten. Zudem wirkt sich die Erosion der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit negativ auf die Importfähigkeit und die Netzstabilität aus.

Wir können uns daher nicht weiter auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausruhen. Die Versorgungssicherheit ist nämlich nicht «nice to have», sondern lebensnotwendig. Alle Verantwortungsträger für die Versorgungssicherheit – Energiewirtschaft, Politik, Behörden – müssen nun am gleichen Strick ziehen.

Die Vorschläge des Bundesrates müssen optimiert und zügig umgesetzt werden. Sie werden aber allein nicht ausreichen.

Die Vorschläge des Bundesrates für die Versorgungssicherheit und den Ausbau der Erneuerbaren im Mantelerlass gehen in die richtige Richtung. Sie müssen optimiert und vor allem zügig umgesetzt werden. Sie werden aber nicht ausreichen. Zusätzliche Winterenergie in grosser Menge wird es nur geben, wenn die Planungs- und Bewilligungsverfahren beschleunigt werden und die Güterabwägung zwischen Schutz- und Nutzungsinteressen übergeordnet geklärt wird. Zudem ist eine tragfähige Vereinbarung mit der EU nötig.

Für den Umbau des Energiesystems und die Versorgungssicherheit braucht es auch das Stromnetz. Vergessen wir daher nicht, auch hier die Weichen in Richtung Energiezukunft zu stellen. Dabei wäre eine Liberalisierung im Messwesen kontraproduktiv; stattdessen ist eine schlanke Lösung für den Datenaustausch anzustreben. Dezentrale Strukturen brauchen zudem flexiblere und dynamischere Netztarife.

Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, den Worten Taten folgen zu lassen. Die Massnahmen für die Versorgungssicherheit müssen umgehend angegangen werden. Denn es geht um die Wurst – und darum, dass wir diese nicht plötzlich roh verspeisen müssen.

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Die politische Feder

Unter der Rubrik "Die politische Feder" veröffentlicht Dominique Martin, Bereichsleiter Public Affairs des VSE, regelmässig Kommentare und Einschätzungen zu energiepolitischen Themen.