Eine der wichtigsten Aufgaben in diesem Land

Lukas Küng ist seit Anfang dieses Jahres Chef der Kommission Ostral. Diese Organisation kommt dann zum Zug, wenn sonst nichts mehr geht: in einer Strommangellage. Im Interview erzählt der Elektroingenieur, ob er nachts trotz dieser Verantwortung noch gut schlafen kann und was er in seinen Notvorrat für eine Strommangellage packen würde.
01.02.2021

Lukas Küng, Sie sind seit Anfang Jahr Chef der Kommission Ostral. Was ist Ostral eigentlich?

Lukas Küng: Ostral ist die Organisation für Stromversorgung in Ausserordentlichen Lagen. Sie wird beim Eintreten einer Strommangellage auf Anweisung der wirtschaftlichen Landesversorgung, und somit letztlich auf Anweisung des Bundesrates, aktiv. Der VSE hat diese Organisation ins Leben gerufen, um diesem Auftrag des Bundes
nachzukommen.

Wir leben in einer Zeit, in der das zweitgrösste Risiko (eine Pandemie) für die Schweiz Tatsache geworden ist. Sie haben das Ruder bei einer Organisation übernommen, die im Fall einer Strommangellage im Winter, also des grössten Risikos für die Schweiz, aktiv werden muss. Schlafen Sie eigentlich gut?

Ja, ich schlafe gut.

Aber als ich für diesen Posten angefragt wurde, habe ich mir schon Gedanken gemacht. Ich war bereits von 2006 bis 2010 für Ostral aktiv gewesen. Damals steckte das alles noch in den Kinderschuhen. Die Verantwortlichen beim VSE haben mir aber gezeigt, wie sehr sich die Organisation in den letzten zehn Jahren weiterentwickelt hat. Das hat mich beeindruckt und überzeugt, das Amt zu übernehmen. Natürlich habe ich auch beim Krisenstab von Primeo Energie die Unterstützung abgeholt, dass er mir für diese Aufgabe den Rücken freihält und stärkt.

War Ihr damaliges Engagement für Ostral ausschlaggebend für die Ernennung zum Kommissionschef?

Das war möglicherweise ein Grund, ja. Aber stärker ins Gewicht gefallen sein dürfte meine berufliche Tätigkeit als Geschäftsführer der Primeo Netz AG. Auch in dieser Position bin ich für das Netz verantwortlich, wenn auch nicht für das ganze Land. Als ehemaliges Vorstandsmitglied des VSE und ehemaliger Leiter der VSE-Netznutzungskommission verfüge ich ausserdem über ein breites Netzwerk in der Branche, was für diese Funktion von Bedeutung ist.

Welche Aufgaben hat der Chef der Kommission Ostral?

Im Eintretensfall setzen wir zusammen mit den Energieversorgungsunternehmen um, was wir vorbereitet haben und was uns die wirtschaftliche Landesversorgung respektive der Bundesrat vorgeben.

Im Moment befindet sich die Schweiz in einer Ausnahmesituation. Lassen sich daraus Erkenntnisse für einen Ostral-Ernstfall ableiten?

In einer Pandemie sind digitale Errungenschaften wie Videotelefonie oder Remote-Zugriffe von zu Hause auf die IT-Infrastruktur im Büro von grosser Wichtigkeit. In einer Strommangellage dürften uns diese Mittel aber – je nach Massnahme, die auf Anweisung des Bundesrats umgesetzt werden muss – nur bedingt zur Verfügung stehen. Das gilt übrigens auch für den Rest der top sechs Risiken: bei einer Hitzewelle, einem Erdbeben, einem regionalen Stromausfall oder einem Sturm. Darauf müssen wir vorbereitet sein. Die Pandemie hat gezeigt, dass sich eine gute, solide Krisenvorsorge in jedem Fall lohnt.

Was empfiehlt der Chef Ostral als Notvorrat, um auf eine Strommangellage vorbereitet zu sein?

Tritt eine Strommangellage ein, wird die Nachfrage nach Kerzen, Stirnlampen und Batterien respektive Power Banks stark zunehmen. Diese Güter werden schnell ausverkauft sein, weshalb es sinnvoll ist, davon einen Vorrat anzulegen.


Stefan Breit

Zur Person

Dr. Lukas Küng ist Geschäftsführer der Primeo Netz AG und Mitglied der Geschäftsleitung von Primeo Energie. Der 54-jährige Elektroingenieur lebt mit seiner Familie in Zug und trat per 1. Januar 2021 die Nachfolge von Benedikt Loepfe (EWZ) als Chef der Kommission Ostral an.