Stromproduktion und Stromkennzeichnung

Die tragende Säule der Schweizer Stromversorgung ist die Wasserkraft. Mit der Wasserkraft, der Kernenergie und den weiteren erneuerbaren Energien ist die aktuelle Stromproduktion äusserst CO₂-arm – und trägt somit wesentlich zum Erreichen der Klimaziele bei. Mit der sukzessiven Stilllegung der Kernkraftwerke werden zukünftig neben der Wasserkraft vor allem Solar- und Windkraft sowie thermische Energie die Stromproduktion dominieren. Die Herkunft des Stroms müssen die Versorgungsunternehmen gegenüber ihren Kundinnen und Kunden nachweisen.

2022 produzierten die Produktionsanlagen in der Schweiz gesamthaft netto 58 Terawattstunden Strom vgl. 2021: 60 TWh). Die Schweiz zählt zu den Staaten mit den höchsten Anteilen an erneuerbaren Energien. Dies dank der Wasserkraft, die mit Abstand die wichtigste Stromerzeugungsart ist. Rund 1’300 Wasserkraftanlagen lieferten 2022 rund 53 Prozent der Stromproduktion: 24.4 Prozent wurden von Laufwasserkraftwerken erzeugt und 28.4 Prozent von Speicherkraftwerken.

Der Anteil der Wasserkraft war 2022 deutlich kleiner als in den Vorjahren (-15.2 Prozent im Vergleich mit 2021), in denen die Wasserkraftwerke über 60 Prozent des in der Schweiz produzierten Stroms erzeugten. Das Jahr 2022 war geprägt durch eine Jahrhundert-Trockenheit. Vielerorts war es das niederschlagsärmste, wärmste und gleichzeitig auch das sonnigste Jahr seit Messbeginn (1864). Dies führt dazu, dass die Stromproduktion aus Wasserkraft im Jahr 2022 ausser­gewöhnlich tief ausgefallen ist.

Die vier Kernkraftwerke der Schweiz produzierten dagegen im Jahr 2022 über einen Drittel des Schweizer Stroms, was eine deutliche Steigerung gegenüber 2021 bedeutete (von 18.5 auf 23 TWh). Weitere erneuerbare Energien wie PV- und die Windkraftanlagen steuerten 2022 knapp fünf Terawattstunden bzw. 7.7 Prozent zur Stromproduktion bei.

Zubau von ca. 40 Terawattstunden bis 2050

Durch die Elektrifizierung von Mobilität, Wärme und Industrie, um die Klimaziele zu erreichen (netto null bis 2050), sowie der Stilllegung der Schweizer Kernkraftwerke bis voraussichtlich Mitte der 2040er Jahre entsteht eine Stromlücke von ca. 40 Terawattstunden, die durch den Zubau neuer Produktionsanlagen aufgefüllt werden muss. Um diese Lücke zu schliessen, müssen die erneuerbaren Energien im grossen Stil zugebaut werden. Gemäss der wissenschaftlichen Studie «Energiezukunft 2050» des VSE werden dereinst Photovoltaik, aber auch mit Wasserstoff und synthetischen Gasen betriebene thermische Kraftwerke sowie die Windkraft zentrale Pfeiler der Stromversorgung in der Schweiz. Die Wasserkraft wird jedoch die tragende Säule bleiben. Voraussetzung für eine Energiezukunft wie diese, die Versorgungssicherheit und Klimaneutralität gewährleistet, sind, zum einen, eine hohe Akzeptanz im Inland für den Ausbau neuer Energieinfrastruktur (Produktion und Netze), und, zum anderen, eine enge energiepolitische Zusammenarbeit mit Europa.

Die Wasserkraft bleibt auch 2050 die wichtigste Stromerzeugungsart. PV, Wind und thermische Kraftwerke werden in Zukunft eine grosse Rolle spielen. (Darstellung aus EZ2050)

Stromkennzeichnung

In der Schweiz ist die Herkunft des Stroms gemäss dem Energiegesetz kennzeichnungspflichtig. Die rund 600 Energieversorgungsunternehmen, welche Schweizer Endverbraucherinnen und Endverbraucher mit Strom beliefern, müssen mindestens einmal jährlich über folgende Punkte informieren:

  • Prozentualer Anteil der eingesetzten Energiequellen am gelieferten Strom
  • Herkunft des Stroms – Produktion im In- und Ausland
  • Gesamthaft gelieferte Strommenge
  • Name des Stromlieferanten

Der Strommix stellt dar, aus welchen Energieträgern die bereitgestellte elektrische Energie stammt. Der Mix variiert von Versorger zu Versorger und hängt von seiner Strombeschaffung ab: Er betreibt eigene Produktionsanlagen und/oder kauft Strom am Markt ein. Welchen Strom er produziert beziehungsweise einkauft und dann seinen Kundinnen und Kunden liefert, muss der Versorger mit der Herkunftsdeklaration (Stromkennzeichnung) gegenüber den Endverbraucherinnen und Endverbrauchern dokumentieren.

Die Stromkennzeichnung schafft nicht nur Transparenz über die Herkunft des Stroms, sondern ist für die Endverbraucherinnen und Endverbraucher eine Möglichkeit, den Strommix ihres Versorgers und damit die Nachfrage eines bestimmten Energieträgers zu beeinflussen. Denn viele Energieversorgungsunternehmen bieten in der Grundversorgung mehrere Stromprodukte mit einem unterschiedlichen Strommix an, aus denen die Kundinnen und Kunden wählen können. Wählen diese grossmehrheitlich ein Stromprodukt, das zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien besteht, ist dies Anreiz bzw. ein indirekter Auftrag für den Versorger, mehr Ressourcen für die Beschaffung von erneuerbarem Strom bereitzustellen. So verfügen viele Endkundinnen und Endkunden dank der Stromkennzeichnung über einen Hebel, den Ausbau von erneuerbaren Energien zu fördern.