«Frauen, traut euch weiter!»

08.03.2024
Statements der Beirätinnen des vor einem Jahr gegründeten Netzwerks «Women in Power» zum diesjährigen Weltfrauentag.
Nadine Brauchli, Leiterin Energie, VSE

Gemeinsam für mehr Erfolg und Sichtbarkeit von Frauen in der Strombranche

Nadine Brauchli

Der Weltfrauentag ist eine hervorragende Gelegenheit, das Selbstverständnis von Frauen in der Energiewirtschaft zu reflektieren und auf die Fortschritte sowie Herausforderungen hinzuweisen. Denn Frauen tragen massgeblich zum Erfolg der Branche bei. Die Vielseitigkeit der Aufgaben, die Innovationskraft und die Chance, einen positiven Beitrag zur Umwelt zu leisten, machen die Arbeit in diesem Sektor äusserst spannend.

In den letzten Jahren hat sich der Anteil der Frauen in der Strombranche kontinuierlich erhöht. Immer mehr Frauen entscheiden sich für eine Karriere in diesem Bereich und bringen ihre Kompetenzen und Ideen ein. Dieser positive Trend ist ermutigend und zeigt, dass die Branche für Frauen attraktiv ist.

Trotz des wachsenden Frauenanteils sind Frauen jedoch noch unterrepräsentiert oder einfach zu wenig sichtbar, beispielsweise in Gremien und an Podien. Es ist an der Zeit, diese Unsichtbarkeit zu thematisieren und aktiv dagegen anzugehen. Frauen müssen einerseits die Möglichkeit erhalten, ihre Expertise und Führungskompetenzen auf allen Ebenen einzubringen. Andererseits müssen sie sich die ihnen bietenden Möglichkeiten auch tatsächlich ergreifen und sich aktiv einbringen.

Veranstaltungen und Konferenzen sind exzellente Plattformen, um Frauen sichtbar zu machen. Organisatorinnen und Organisatoren sollten darauf achten, dass Frauen als Referentinnen und Expertinnen auftreten. Voraussetzung dafür ist, dass die Frauen auch in den eigenen Unternehmen die Möglichkeit erhalten, Kompetenzen in relevanten Themen zu erwerben und wichtige Themen und Bereiche mitzuprägen.

Frauen, traut euch weiter! Lasst uns gemeinsam für mehr Erfolg und Sichtbarkeit von Frauen in dieser wichtigen Branche eintreten.

Aline Trede, Nationalrätin Grüne Schweiz

Schon vieles in Bewegung gebracht

Aline Trede

Die Frauenförderung ist in der Politik weit verbreitet: In vielen Parlamenten ist der Frauenanteil in den letzten Jahren stetig gestiegen. Trotzdem gibt es noch Nachholbedarf, vor allem in Kantonsexekutiven.

Gerade in Energiethemen braucht es einen Effort. Ich möchte nicht immer als einzige Frau auf Podien zu Energie- und Umweltthemen sein und vorher einem rein männlichen Expertenteam zuhören. Schauen wir auf die Stromkongresse, auf die Verleihung des Watt d´Or, auf die Arenasendungen zu Klima- und Energiethemen – Frauen müssen wir noch immer suchen. Das ändert jetzt aber mit «Women in Power» – rein die Sensibilisierung, die Partner:innen und die Anlässe haben schon vieles in Bewegung gebracht.

Women in Power

In einem Meinungsbeitrag vom 8. März 2023 – dem Weltfrauentag – hat Nadine Brauchli, Leiterin Energie beim VSE und Mitglied der Geschäftsleitung, Frauen aufgerufen, in die Energiebranche einzutauchen. In einer losen Serie stellt der VSE unter dem Titel «Women in Power» Frauen vor, die diesem Aufruf nicht mehr Folge leisten müssen, weil sie bereits eingetaucht sind und erfolgreich in den verschiedensten Bereichen der Energiewelt arbeiten.

Zu den Beiträgen

Yasmine Calisesi, Geschäftsführende Direktorin, Energiezentrum EPFL

Vielfalt in der Wissenschaft fördern

Yasmine Calisesi

Die Welt der Wissenschaft ist wahrscheinlich eine der wenigen, in der man nicht oder nur sehr schwer betrügen kann: Was zählt, sind Spitzenleistungen, Offenheit und die Fähigkeit, mit anderen zusammenzuarbeiten. In einem solchen Umfeld ist keine Diskriminierung aufgrund von Rasse, Religion, Kultur oder Geschlecht möglich.

In dieser Welt haben Frauen ihren festen Platz. Und trotzdem sind 2024 an der EPFL immer noch nur 25% der Professoren Frauen (gegenüber 6% im Jahr 2004). Auf dem Spiel steht die Vielfalt, in all ihren Formen, die es ermöglicht, schneller und weiter voranzukommen. Ganz einfach, weil Vielfalt mehr Lösungen bietet und somit bessere Entscheidungen ermöglicht.

Cornelia Mellenberger CEO Energie Wasser Bern

Gemischte Teams haben mehr Erfolg

Cornelia Mellenberger

Entscheiden sich künftig mehr Frauen für ein Engagement in der Energiebranche, ist dies ein wichtiger Beitrag gegen den Fachkräftemangel. Zudem bringen gemischte Teams unterschiedliche Perspektiven ein, was angesichts unserer komplexen und grossen Herausforderungen enorm wichtig erscheint – etwa bei der Sicherstellung der Energieversorgung oder der Energiewende. Höchste Zeit also, das Potenzial weiblicher Fachkräfte zu nutzen.

Kaja Hollstein, Head of Operations Services, Swissgrid

Machen wir die Branche bunt!

Kaja Hollstein

Gemäss Wikipedia bezeichnet «Monokultur» eine Fläche, auf der eine einzige Nutzpflanze über mehrere Jahre angebaut wird. Dies bietet Vorteile bei Pflege und Ernte, nutzt jedoch Ressourcen und Synergieeffekte nicht optimal und reduziert die Resilienz.

Was für Fichten und Raps gilt, gilt auch für Organisationen: In der Schweizer Energiewirtschaft und ihren Führungsetagen herrscht wenig Diversität, und wir könnten mehr tun, um vielseitige Talente wachsen zu lassen. Was steht uns im Weg, zum Beispiel mehr Frauen an Bord zu holen?

Vielleicht, dass es kaum Expertinnen in unserem Gebiet gibt? Laut UNO-Angaben sind 22% der MINT-Studierenden in der Schweiz weiblich: Potenzial ist also vorhanden. Sprechen wir sie aber so an, dass sie sich wirklich eingeladen fühlen?

Oder, dass Frauen doch gar keine Führungspositionen wollen? Naja. Fragen wir doch mal nach. Machen wir Mut! Führung ist auch Care-Arbeit und damit gemäss gängigen Vorurteilen wie für Frauen geschaffen.

Ein bisschen Ehrgeiz, Kreativität und Flexibilität sind gefragt, um einen attraktiven Rahmen zu schaffen. Dann finden sich auch kompetente Fach- und Führungsfrauen. Der Aufwand lohnt sich, weil wir zusammen einfach mehr hinkriegen.

«Women in Power» ist das Frauennetzwerk der Schweizer Energiebranche. Es bringt weibliche Fach- und Führungskräfte zusammen und stellt die Weichen für eine vielfältigere und innovativere Energiewelt.