
Die Kooperation der drei Verbände kommt nicht von ungefähr, wie VSE-Direktor Michael Frank, Swiss-eMobility-Geschäftsführer Krispin Romang und Andreas Burgener, Direktor von auto-schweiz, einleitend ausführten. Die drei Verbands-Chefs reklamierten nämlich die Deutungs- und Umsetzungshoheit punkto Elektrifizierung des Verkehrs qua ihrer Verbandsaufgaben zuerst einmal ausschliesslich für ihre jeweilige Organisation. «Wir sind prädestiniert, denn wir können Elektromobilität», schall es daher dreimal durch den Saal. Relativ schnell erkannten aber alle drei, dass auch das Wissen und Know-how der anderen beiden Verbände die Elektrifizierung vorantreiben kann. Und spätestens beim Thema «Schnittstellen» kamen Michael Frank, Krispin Romang und Andreas Burgener zur Einsicht, dass sich ein solches Vorhaben gemeinsam viel leichter, gezielter und vor allem schneller umsetzen lässt.
Gespickt mit diversen Referaten zur gesamten Themenbreite rund um die Elektromobilität – angefangen bei Testbetrieben für bidirektionales Laden über Batterieproduktion, -betrieb und -recycling bis hin zu Investitionsmöglichkeiten in die Elektromobilität – bot die erste Veranstaltung dieser Art einen umfassenden Überblick über den Stand der Dinge bezüglich Dekarbonisierung und Elektrifizierung des Verkehrs. Sie zeigte ausserdem auf, an welchen Stellschrauben noch gedreht werden muss und wo die Verbände noch stärker auf die Bedürfnisse ihrer Branchen hinweisen können.
Animiertes Podiumsgespräch
In einem von Moderator Reto Brennwald geleiteten Panel-Gespräch diskutierten die beiden Nationalräte Jürg Grossen, GLP-Präsident aus dem Kanton Bern, und Benjamin Giezendanner (SVP/AG) mit Claudia Meyer, Managing Director bei Renault Suisse SA, sowie Martin Schwab, CEO von CKW zu den aktuellen Herausforderungen. So bezeichnete Claudia Meyer die fehlende Ladeinfrastruktur als eine der grössten Schwierigkeiten für ihre Branche: «Es braucht mehr Schnellladestationen und Lademöglichkeiten im privaten Bereich. Das ist die Voraussetzung, damit die grosse Masse auf Elektrofahrzeuge umsteigt.» Transportunternehmer Benjamin Giezendanner wurde grundsätzlicher: «Wo wird all der Strom herkommen, den wir für den elektrifizierten Verkehr brauchen?» «Aus den neuen Erneuerbaren», entgegnete Jürg Grossen, der sowohl Swiss eMobility als auch Swissolar präsidiert. «Wir müssen unsere Denkweise ändern und nicht das Bestehende zementieren. Es gibt schlicht keine Alternative zur Elektromobilität.»

«Recht auf Laden» reloaded
Martin Schwab, Vorstandsmitglied des VSE, betonte, dass dafür aber noch immer zu wenig Produktion zugebaut werde. «Was nützt eine Solaroffensive, die lediglich bis 2025 gilt, wenn wir, wegen der diversen Einsprachemöglichkeiten schon für kleine Kraftwerke Projektdauern von 18 und mehr Jahren haben?» Das der dekarbonisierte Verkehr viel mehr Strom benötigen werde, bestritt niemand auf dem Podium. Mit seinen Befürchtungen vor einer Kostenexplosion stand Benjamin Giezendanner freilich auf verlorenem Posten. «Batterieelektrisch betriebene Fahrzeuge sind günstiger als Verbrenner», sagte Martin Schwab. Aber er räumte auch ein, dass das Netz massiv um- und ausgebaut werden müsse, um die Anforderungen dezentraler Produktion zu erfüllen. «Ohne geht es nicht, auch wenn das einen zweistelligen Milliardenbetrag kosten wird.»