Jetzt vorsorgen

Unseren Versorgungsinfrastrukturen und -systemen müssen wir grösste Sorge tragen, um nicht aus der Not heraus agieren zu müssen. Bei der inländischen Stromproduktion – eines der wesentlichen Elemente der Stromversorgungssicherheit – gibt es erfreulicherweise wirkungsvolle Möglichkeiten, vorzusorgen. Welche Weichen da schon heute zu stellen sind, lesen Sie in dieser politischen Feder.
24.03.2020

Der Bund hat vor einiger Zeit analysiert, welches die grössten Risiken für die Schweiz sind. Auf Platz  1 der Top-10-Risiken? Nein, nicht eine Pandemie, sondern eine langanhaltende Strommangellage.

Damit die Stromversorgungssicherheit sichergestellt werden kann, muss ein ganzer Strauss von Elementen zusammenspielen. Eines davon ist eine ausreichende Inlandproduktion. Der Markt allein kann die Anreize für die nötigen Investitionen in erneuerbare Energien indes nicht setzen. Da ein umfassendes Lenkungssystem derzeit kaum mehrheitsfähig scheint, liegt der pragmatische Weg in der Weiterführung staatlicher Fördermassnahmen.

Führen wir jetzt die Diskussion, um rechtzeitig die nötigen Signale für Investitionen in die Stromversorgungssicherheit zu geben. Nicht, dass wir plötzlich aus der Not heraus agieren müssen.

Dazu ist vor allem das Investitionsrisiko in die heimischen erneuerbaren Energien zu reduzieren. Dabei ist zu beachten, dass nicht nur ein Zubau erneuerbarer Energien, sondern auch Anreize für den Erhalt der bestehenden Kapazitäten nötig sind. Um die energiepolitischen Ziele inklusive einer hohen Versorgungssicherheit zu erreichen, müssen alle erneuerbaren Technologien möglichst effizient genutzt werden. Zudem muss auch die Nachfrageseite mit Lastreduktionen zur Versorgungssicherheit beitragen. Ausschreibungen können solche Produktions- und Flexibilitätspotenziale erschliessen. Dass dieses wettbewerbliche Instrument nun eingeführt werden soll, ist zu begrüssen.

Die Winterstromversorgung stellt für die Schweiz eine besondere Herausforderung dar – dies umso mehr, als sich weiterhin kein Stromabkommen mit der EU abzeichnet und im Zug der Dekarbonisierung gerade in der kalten Jahreszeit thermische Kapazitäten fehlen und der Stromverbrauch im Verkehrs- und Wärmesektor steigen werden. Es ist bei der Förderung daher ein spezieller Fokus auf die Winterproduktion und die Regelbarkeit von Anlagen zu legen.

Unseren Versorgungsinfrastrukturen und -systemen müssen wir grösste Sorge tragen. Bei der inländischen Stromproduktion gibt es zum Glück wirkungsvolle Möglichkeiten, vorzusorgen. Führen wir jetzt die Diskussion, um rechtzeitig die nötigen Signale für Investitionen in die Stromversorgungssicherheit zu geben. Nicht, dass wir plötzlich aus der Not heraus agieren müssen. 

Siehe auch


Die politische Feder

Unter der Rubrik "Die politische Feder" veröffentlicht Dominique Martin, Bereichsleiter Public Affairs des VSE, regelmässig Kommentare und Einschätzungen zu energiepolitischen Themen.