Ein Tag im Leben von Dominique Martin, Leiter Public Affairs

Von Arealnetz bis Wasserzins: Vielfältig sind die Themen auf der politischen Bühne, bei welchen sich der VSE mit den Anliegen der Branche einbringt. Doch was genau tut der Mann, der beim VSE für das Verbandslobbying verantwortlich zeichnet?

Dominique Martin, Leiter Public Affairs beim VSE

«Wenn ich morgens früh genug dran bin, ziehe ich als Erstes meine Laufschuhe an und jogge auf den Gurten. Überblick ist das A und O in meinem Beruf – und die schöne Aussicht vom Berner Hausberg lässt mich meine Gedanken bündeln. 

In der Bundesstadt verbringe ich den grössten Teil meiner Arbeitszeit. Dabei plane ich zwischen dem Bahnhof Bern und dem VSE-Büro in der Aarbergergasse immer genügend Zeit ein. Denn die Wahrscheinlichkeit, einem Bundeshaus-Insider über den Weg zu laufen und mit ihm ein paar Worte zu wechseln, ist gross. Das Klischee des Lobbyisten: eine graue Eminenz, die überall gleichzeitig ist und hinter verschlossenen Türen raffinierte Machenschaften pflegt. Mit der trockenen Realität hat das nur wenig zu tun. Dass ich Interessen vertrete, ist kein Geheimnis. Dabei ist es zentral, die Parlamentarierinnen und Parlamentarier stets seriös und transparent ins Bild zu setzen. Sie werden ja ständig von allen Seiten mit Informationen versorgt – wie sollen sie sich sonst auch eine fundierte Meinung bilden? Ich verstehe Lobbying als wichtigen Teil des demokratischen Prozesses. 

Beim ersten Kaffee überfliege ich die NZZ und Le Temps und finalisiere dann zusammen mit meiner Stellvertreterin Cornelia Abouri eine VSE-Empfehlung zu Handen der Parlamentsmitglieder. Mit unseren Empfehlungen stellen wir sicher, dass die Branchenpositionen adressatengerecht aufbereitet werden und rechtzeitig vor der Beschlussfassung zur Verfügung stehen. Der vorgängige Meinungsbildungsprozess innerhalb des Verbands, mit den Kommissionen und dem Vorstand, ist sehr aufwändig – aber entscheidend. Bei aller Heterogenität soll sich die Branche als Ganzes vertreten fühlen. Nicht immer einfach. Die Empfehlungen des VSE gehen stets auch an meine Branchenkollegen. Dabei hoffen wir auf einen multiplizierenden Effekt – denn die Vögel zwitschern unsere Anliegen ja nicht von den Dächern.

Die Vögel zwitschern unsere Anliegen ja nicht von den Dächern

Apropos... einen rassigen Tweet zum Thema will ich auch noch versenden. Die Meinungen werden immer mehr im Netz gemacht. Ich mag Twitter, weil es so unmittelbar ist – auch wenn es mich manchmal zum Sklaven meines Smartphones macht. Danach kümmere ich mich um die vom Kommunikationsteam in Aarau und Lausanne vorbereitete Medienmitteilung. Ich gehe das Wording durch und prüfe die Übersetzung. Als Bilingue weiss ich: Manch eine Formulierung kommt in Französisch ganz anders daher als in Deutsch. Und darum geht es bei meiner Arbeit eben auch immer: den richtigen Ton treffen. 

Essen tue ich gerne im Restaurant Passion du Vin, grad neben dem Bundeshaus – wie so oft mit einem anderen Kenner der Berner Politszene. «Passion» für meinen Beruf habe ich – doch auf den «Vin» verzichte ich am Mittag. Besser einen klaren Kopf behalten!  

Am Nachmittag habe ich Rendez-vous im Bundeshaus. Der «Badge», den ich einem Nationalrat zu verdanken habe, verschafft unkompliziert Zutritt zu den heiligen Hallen der Schweizer Politik. Da ist beileibe nichts Geheimniskrämerisches dabei, denn das Treffen findet nicht in irgendeinem Hinterzimmer, sondern in der belebten Wandelhalle statt. Gemeinsam mit einem Berufskollegen aus einem stark involvierten Mitgliedsunternehmen wollen wir mit einem Parlamentarier mögliche Optionen bei einem parlamentarischen Geschäft ausloten. Auch da sind die VSE-Empfehlungen eine wertvolle Diskussionsgrundlage und unterstützen gezielt die proaktive Begleitung der parlamentarischen Prozesse. 

Schliesslich noch von der Aarbergergasse in den Kursaal: an die Veranstaltung eines anderen Verbands. Auch das gehört zu meinem Metier. Mein Netzwerk ist gross und über die Jahre gewachsen. Aber es gibt immer jemanden, den man noch nicht kennt. 

Nach einem aktiven und vielseitigen Arbeitstag lasse ich den Abend in Ruhe zu Hause ausklingen. Wenn mir danach ist, spiele ich zum Abschalten eine Bach-Sonate auf der Geige. C’est le ton qui fait la musique.»