Zukunft braucht Flexibilität: Batterien als Schlüssel zur Energiewende

09.09.2025 PerspectivE
Batteriespeicher sind zentrale Bausteine für eine stabile, flexible und wirtschaftlich tragfähige Energiezukunft. Mit dem stetigen Ausbau fluktuierender Energien wie Solar und Wind rücken sie zunehmend auch in den Fokus von Energieversorgungsunternehmen (EVU). Diese Tipps bringen Batterieprojekte zum Erfolg.
Gastautorin
Marisa Timm
Projektleiterin erneuerbare Energie & Innovation, Renera AG
Disclaimer
PerspectivE ist eine Plattform innerhalb der Website des VSE, auf welcher der Verband Branche, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft die kostenlose Möglichkeit bietet, für die Branche relevante Fachbeiträge und Analysen zu publizieren. Externe Autorinnen und Autoren äussern in diesen Beiträgen ihre persönliche Meinung. Diese gibt nicht zwingend die Ansichten und Haltung des VSE wieder.

Die Anforderungen an das Stromnetz steigen, insbesondere durch die variable Einspeisung aus Photovoltaik (PV)- und Windkraftanlagen sowie durch den wachsenden Strombedarf infolge der Elektrifizierung verschiedener Sektoren. Batteriespeicher oder BESS (Battery Energy Storage Systems) bieten hierfür eine Lösung: Sie ermöglichen die Zwischenspeicherung von Energie, reagieren auf Netzschwankungen in Echtzeit und tragen zur Optimierung von Kosten und Betrieb bei. Laufende Analysen und konkrete Projekte der Innovationsabteilung von Renera bestätigen: Batteriespeicher sind auch in der Energieversorgungsbranche angekommen.

Expansive Phase für BESS in der Schweiz

Der Batteriespeichermarkt in der Schweiz befindet sich derzeit in einer stark expansiven Phase. Laut dem im Juli 2025 veröffentlichten Bericht von Swissolar wuchs die installierte Batteriekapazität im Jahr 2024 um rund 50% von 600 MWh auf 900 MWh im Bereich der Heimspeicher. Auch im Bereich der Grossspeicher bewegt sich viel. 2025 dürfte sich die Kapazität der Grossspeicher am Netz von 126 MWh (2024) auf ca. 400 MWh etwa verdreifachen. [1]

Im Vergleich dazu wurden 2024 rund 1.8 GW an zusätzlicher PV-Leistung installiert, ein Anstieg von 28,2 % gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt produzierte die Schweiz im Jahr 2024 etwa 6’000 GWh Solarstrom bei einem Gesamtstromverbrauch von rund 57’000 GWh. [2] Die Diskrepanz zwischen PV-Ausbau und Speicherkapazität verdeutlicht die Notwendigkeit, den Batteriespeicherausbau in allen Sektoren – insbesondere bei EVU – weiter voranzutreiben.

Lithium-Eisenphosphat-Batteriespeicher mit integriertem Trafo und Schaltanlage. Quelle: Renera AG

Erfolgsfaktoren bei EVU-Batteriespeicherprojekten

Batteriespeicherprojekte bieten eine Chance für Energieversorgungsunternehmen, die nötige Flexibilität zur Bewältigung zukünftiger Anforderungen aufzubauen. Nebst der netzseitigen Notwendigkeit gibt es bereits heute marktwirtschaftliche Geschäftsmodelle, mit welchen BESS-Projekte amortisiert und gewinnbringend betrieben werden können. Batteriespeicher eignen sich zudem hervorragend fürs Engpassmanagement und damit die punktuelle Vermeidung kostspieliger Netzausbauten.

Renera entwickelt Batteriespeicherprojekte in einem klar strukturierten Vorgehen. Zu Beginn steht die Analyse der netzseitigen Anforderungen und der freien Netzkapazitäten. Parallel wird die Verfügbarkeit geeigneter Flächen in Bezug auf Topographie, Umwelt- und Raumplanungsrecht überprüft. Unterschiedliche Betriebsmodelle werden analysiert und einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung unterzogen.

Der Planungsprozess umfasst unter anderem die Gewährleistung der zeitnahen Anbindung an das bestehende Netz, relevante regulatorische oder lokale Vorgaben und etwaige Herausforderungen in der praktischen Umsetzung. Batteriespeicher bieten einen klaren Mehrwert. Die Umsetzung ist jedoch mit komplexen Herausforderungen verbunden – von infrastrukturellen Fragestellungen wie der geeigneten Kabelführung über technische Anforderungen bis hin zu rechtlichen und ökologischen Rahmenbedingungen. In vielen Fällen erfordert insbesondere der Umgang mit Themen wie Lärmemissionen oder Gewässerschutz eine enge Abstimmung mit lokalen Behörden und Planungsunternehmen.

Die sich noch laufend durch neue regulatorische Vorgaben, Marktmechanismen und technologische Entwicklungen verändernden Rahmenbedingungen für Batteriespeicher stellen EVU bei der Projektplanung vor zusätzliche Herausforderungen.

Um die Investition in Batteriespeicher langfristig bestmöglich abzusichern, bietet Renera deshalb an, die Betriebsmodelle laufend den neuesten Rahmenbedingungen anzupassen.

Konkretes Praxisbeispiel

Ein aktuelles BESS-Projekt, das Renera für ein Schweizer EVU begleitet, veranschaulicht die praktischen Herausforderungen bei der Umsetzung solcher Vorhaben.

Zu Beginn standen zwei Fragen im Fokus: Welche Standorte eignen sich, und welche Leistungen sind dort technisch sowie wirtschaftlich realisierbar? Für die beiden schliesslich ausgewählten Standorte waren wiederum verschiedene Konzepte möglich. Die Entscheidungsfindung erforderte in dieser Phase den Einbezug verschiedener Gewerke.

Das nach Ausarbeitung und Bewertung der verschiedenen Varianten inklusive detaillierter Business-Case-Vergleiche nun geplante Projekt sieht die Umsetzung von Batteriespeichern mit einer Gesamtleistung von 5 MW und einer Gesamtkapazität von 10 MWh bis 2026 vor. Ziel ist es, über die Erbringung von Regelleistung einen Beitrag zur Netzstabilität zu leisten. Darüber hinaus können die Batteriespeicher flexibel für Anwendungen wie Peak Shaving oder Arbitrage eingesetzt werden.

Die Möglichkeit, verschiedene BESS-Geschäftsmodelle zu kombinieren (Revenue Stacking), senkt das wirtschaftliche Risiko signifikant. Nach erfolgreicher Ausschreibung und Vergleichsrunde verschiedener Anbieter und Regelenergie-Pooler steht die Umsetzung gegen Ende 2025 an. Renera unterstützt bei allen Phasen.

Im aktuellen Umfeld rechnen unsere Expert:innen mit einer Amortisationszeit von 4-6 Jahren. Da der Markt jedoch sehr volatil ist, muss mit Veränderungen gerechnet werden. Hierfür empfielt sich ein professionelles Asset Management zur Anpassung an die sich verändernden Marktgegebenheiten.

Aus der Erfahrung unserer BESS-Expert:innen bei verschiedenen Projekten lassen sich drei zentrale Erfolgsfaktoren für eine gelungene Umsetzung und den effizienten Betrieb von Batteriespeichern identifizieren:

  1. Eine systematische, interdisziplinäre Planung unter Einbezug aller relevanten Akteure – von Technik über Netzbetrieb bis hin zu Umwelt und Genehmigungen. Idealerweise folgen alle einem engen, aber realistischen Zeitplan.
  2. Die Auswahl des geeigneten Systems: Hier sind nicht nur Kapazität und Leistung entscheidend, sondern auch die Kompatibilität mit bestehenden Energiemanagementsystemen (EMS) sowie die Möglichkeit zur Integration in übergeordnete Pooling- oder Vermarktungsplattformen.
  3. Der Betrieb eines Batteriespeichers ist nur dann nachhaltig erfolgreich, wenn die Verfügbarkeit kontinuierlich überwacht und der Betrieb optimiert wird. Dies betrifft sowohl technische als auch wirtschaftliche Kennzahlen. Ein professionelles Asset Management ist deshalb zentral.

Zukünftige Entwicklungen und Trends

Die Dynamik im Bereich der Batteriespeicher wird sich in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter beschleunigen. Dies lässt sich aus aktuellen internationalen Marktbeobachtungen und nationalen Strategieberichten ableiten. [3] Die Rolle von Batteriespeichern im Schweizer Energiesystem wird ebenfalls deutlich an Bedeutung gewinnen. Gründe dafür sind technologische, wirtschaftliche und regulatorische Entwicklungen, die sowohl Chancen als auch Anforderungen für Energieversorgungsunternehmen mit sich bringen.

Für Schweizer EVU wird es zunehmend wichtig, verschiedene Anwendungsfälle von Batteriespeichern zu kombinieren – etwa Lastverschiebung (Peak Shaving) im lokalen Netz, Eigenverbrauchsoptimierung sowie die Teilnahme am Regelenergiemarkt (SDL). Diese sogenannte Mehrfachnutzung (Revenue Stacking) erhöht die Wirtschaftlichkeit signifikant und erlaubt eine schnellere Amortisation.

Die Entwicklung moderner Batterietechnologien verläuft rasant. Laut der International Renewable Energy Agency (IRENA) ist bis 2030 mit einer weiteren Halbierung der spezifischen Kosten sowie einer deutlichen Steigerung der Energiedichte gängiger Batteriesysteme zu rechnen. Konkret sind weitere Kostensenkungen auch in der Schweiz absehbar.

Folgende politische Rahmenbedingungen sprechen für die Umsetzung von BESS-Projekten: [4]

  • Tiefere Abnahmevergütungen für ins Netz eingespeisten Solarstrom machen die Zwischenspeicherung in Batterien attraktiver.
  • Ab 2026 wird das Netzentgelt für gespeicherten und wieder eingespeisten Strom rückerstattet.
  • Dynamische Stromtarife erlauben eine flexiblere Integration von Speichern ins Energiesystem, fördern netzdienliches Laden und Entladen und senken gleichzeitig die Kosten.

Fazit

Batteriespeicher haben sich in der Praxis als ein relevantes Instrument der Energiewende etabliert. Insbesondere für Energieversorgungsunternehmen eröffnen sie neue Möglichkeiten zur Netzstabilisierung, zur Flexibilisierung des Strombezugs sowie zur wirtschaftlichen Optimierung des Betriebs. Die Erfahrungen aus laufenden Projekten zeigen, dass technische, wirtschaftliche und regulatorische Aspekte eng zusammenspielen. Eine frühzeitige, ganzheitliche Planung und eine kontinuierliche Betriebsoptimierung sind zentrale Voraussetzungen für den Erfolg.

Referenzen

Women in Power
Dieser Artikel erscheint in Zusammenarbeit mit Women in Power.

Das Netzwerk «Women in Power» setzt sich für die Sichtbarkeit und Förderung von Frauen im Energiesektor ein. Ziel ist es, Diversität und Gleichstellung in der Branche voranzutreiben. Gemeinsam gestalten wir eine zukunftsfähige, inklusive Energiewelt.

Über Renera: Wirtschaftliche Batteriespeicherlösungen für die Energiewende

Die Renera Gruppe mit Hauptsitz in Basel ist europaweit tätig und spezialisiert auf die Entwicklung, den Handel sowie die Beratung im Bereich erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Renera unterstützt Energieversorgungsunternehmen, Akteure der Immobilienbranche, Behörden sowie institutionelle Investoren bei der erfolgreichen und wirtschaftlich tragfähigen Umsetzung der Energiewende. Im Bereich Batteriespeicher übernimmt Renera eine integrale Rolle von der Projektentwicklung und Machbarkeitsanalyse über die technische Planung und Umsetzung bis hin zur Betriebsoptimierung.
Renera hat eine Pipeline von Batteriespeicherprojekten in Italien und Deutschland mit einer Gesamtleistung von mehr als 3 GW aufgebaut. Dank der engen Zusammenarbeit und Partnerschaften mit Netzbetreibern, Energieversorgern und Investoren entstehen aus dieser Projekt-Pipeline wirkungsvolle Energiewendeprojekte. Auch in der Schweiz ist Renera bei der Umsetzung von Batteriespeicherprojekten aktiv und leistet einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung innovativer Speicherlösungen.

Die Branche hat das Wort

Spannende Themen, unterschiedliche Blickwinkel, innovative Ideen: PerspectivE bietet Fachbeiträge und Analysen von der Branche für die Branche. Entdecken Sie hier neue Perspektiven für die Energiewelt von morgen.

Autor/in werden

Mehr zum Thema