Eine Anpassung des WACC-Konzepts wäre ein Eigentor

06.02.2024
Die Verzinsung des im Stromnetz gebundenen Kapitals (WACC Netz) steht in regelmässigen Abständen zur Diskussion. Auch jetzt wieder. Der VSE setzt sich für die Beibehaltung des geltenden Konzepts ein. Eine Anpassung steht im Widerspruch zum Umbau des Energiesystems.

Das heutige Modell hat sich bewährt. Nicht nur für das Netz. Auch für die Berechnung der Förderung des Ausbaus der erneuerbaren Energien (inkl. Grosswasserkraft) wird das WACC-Konzept angewendet. Eine Anpassung des Konzepts nur aufgrund eines politischen Ziels, die Tarife kurzfristig zu drücken, setzt am falschen Hebel an, wäre kontraproduktiv und würde zulasten der Versorgungssicherheit gehen.

Der Um- und Ausbau des Energiesystems wird in den nächsten Jahren nämlich erhebliche Investitionen erfordern. Für die Bereitstellung von Kapital für diese Investitionen – durch die Energiebranche wie auch von unabhängigen Investoren und Privaten – braucht es eine angemessene und vor allem verlässliche Entschädigung. Dies ist angesichts der Tatsachen, dass Investoren problemlos auf andere Sektoren oder in andere Länder ausweichen können, und dass in Infrastruktur investiertes Kapital langfristig gebunden ist (bis zu 80 Jahre), umso wichtiger.

Im Widerspruch zum Umbau des Energiesystems

Statt beim WACC-Konzept Kahlschlag zu betreiben, was nur vordergründig kostensenkend wirkt, soll dort angesetzt werden, wo auch echte Effizienzpotenziale erschlossen werden können. Genau das macht unter anderem das Stromgesetz (Energie-Mantelerlass). Dieses sieht verschiedene Hebel vor, welche es ermöglichen, Effizienzpotenziale im Netz besser zu nutzen und somit den (ohnehin) notwendigen Ausbau nicht noch grösser zu machen (Beispiele sind das Peak Shaving und die vereinfachte Nutzung von netzdienlicher Flexibilität. Aber auch die im Stromgesetz nicht vorgesehene grundlegende Überarbeitung der Netztarifierung wäre ein wesentlicher Hebel). Zuerst gilt es, die Wirkung der neuen Regulierung zu evaluieren.

Eine Senkung des WACC Netz – und in der logischen Folge auch des WACC Produktion – steht damit im Widerspruch zur Dringlichkeit des Umbaus des Energiesystems und zu diversen Anstrengungen, die unternommen werden, um den Umbau zu beschleunigen (Solar- und Windexpress, Beschleunigungserlasse Produktion und Netz). Was schon bisher galt, gilt deshalb auch weiterhin: Für die anstehenden riesigen Investitionen in unser Energiesystem braucht es nachhaltig stabile Finanzierungsbedingungen. Der VSE machte sich im Dezember am Stakeholder-Anlass des BFE erneut gegen eine Anpassung des Konzepts stark und bündelte die gleichgelagerten Interessen der Branche und weiterer Stakeholder. Der VSE bleibt dran und bereitet sich für eine allfällige Vernehmlassung des Bundes vor.

Zum Argumentarium