Eine Mehrheit der Schweizer Bevölkerung will erneuerbare Energieproduktion in den Alpen

Die BKW hat eine Studie zum alpinen Lebensraum initiiert. Die BKW will besser verstehen, welche Bedürfnisse die alpine Bevölkerung der Schweiz hat und welche Vorstellungen die Bevölkerung im Mittelland mit den Alpen verbindet. Deshalb hat die BKW das Forschungsinstitut Sotomo mit einer breit angelegten Studie zur Bedeutung und zum Schutzbedürfnis des alpinen Lebensraums beauftragt. Neben dem Befund, dass sich die Schweizerinnen und Schweizer grossmehrheitlich für erneuerbare Energie-Projekte im Alpenraum aussprechen, bringt die Studie weitere aufschlussreiche Erkenntnisse zu Tage.
18.04.2024

Das ist eine Medienmitteilung der BKW – die darin publizierten Inhalte geben nicht notwendigerweise die Meinung des VSE wieder.

 

Beim Thema erneuerbare Energie in den Alpen herrscht laut einer neuen wissenschaftlichen Studie Einigkeit in der Schweiz: Eine deutliche Mehrheit von 73 Prozent der Befragten spricht sich für erneuerbare Energieprojekte im Alpenraum aus. «Viele Menschen sehen darin einen Beitrag zur Verbesserung der Energieunabhängigkeit der Schweiz», sagt Michael Hermann, der Geschäftsführer des Forschungsinstitutes Sotomo, das im Auftrag der BKW die Studie zum alpinen Lebensraum durchgeführt hat. Laut dem Studienautor geniesst die Nutzung der alpinen Wasserenergie mit 81 Prozent eine besonders hohe Zustimmung – sowohl bei der alpinen wie bei der nicht-alpinen Bevölkerung. Beinahe zwei Drittel der Befragten unterstützen zudem den Zubau von alpinen Solaranlagen – auch wenn man die alpine Bevölkerung isoliert betrachtet, geniessen Solaranlagen immer noch eine Mehrheit von 56 Prozent. Dazu sagt Michael Hermann: «Diese Zahlen belegen, dass die lokale Bevölkerung besonders viel Wert auf eine autarke Energieversorgung legt. Dies scheint zentral zu sein für die Überzeugungskraft von Energieprojekten in den Alpen.»

Mit diesen Resultaten zeigt die Studie, dass das Hauptanliegen des Stromgesetzes, über das am 9. Juni abgestimmt wird, mehrheitsfähig ist. Im Gesetz geht es u.a. um den Bau von 16 Anlagen zur Nutzung der Wasserkraft in den Alpen. Auch die BKW als Auftraggeberin der Studie will im alpinen Raum weiterhin Anlagen zur Produktion von erneuerbarem Strom bauen. «Ob Wasserkraft oder alpine Solaranlagen: Unsere Projekte sehen wir in erster Linie als Investitionen in die Versorgungssicherheit der Schweiz», sagt BKW CEO Robert Itschner. Er betont: Die Abstimmung zum Stromgesetz im Juni sei von entscheidender Bedeutung für das Land. «Ein Ja zum Stromgesetz erleichtert den Bau von Kraftwerken, vor allem bei der Wasserkraft.»

Einheimische fordern mehr bezahlbaren Wohnraum

Neben Wasserkraftanlagen gehören auch Touristinnen und Touristen zum Bild der Alpen. Eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung – ansässig oder nicht – erkennt in der touristischen Übernutzung eine besondere Herausforderung für den alpinen Lebensraum. Eine Mehrheit (54 %) der nicht-alpinen Befragten wünscht sich entsprechend geringere Besucherzahlen und Ruhe. Das sehen allerdings die Bewohnenden der touristisch-alpinen Regionen keineswegs so, hier sind es bloss 35 Prozent, die diesen Wunsch äussern. «Offenbar wird vor Ort im Zweifel noch immer eher auf Wachstum gesetzt», sagt Studienleiter Michael Hermann.

Der wichtigste Verständnisunterschied betrifft die Alpen als Lebensraum. Dazu passt, dass eine Mehrheit (54 %) der nicht-alpinen Bevölkerung der Ansicht ist, dass es eine Beschränkung der Ausdehnung der Wohngebiete in den Alpen geben sollte. Dem stimmt jedoch nur eine Minderheit (41 %) der Ansässigen zu. «Aus Sicht der Bewohnenden des Alpenraums gehören der bezahlbare Wohnraum und damit verbunden auch die Abwanderung (der Einheimischen) zu den grössten aktuellen Herausforderungen», sagt Michael Hermann.

Sorgen wegen Klimawandel und Gletscherschwund

Beim Thema Klimawandel sorgt sich eine Mehrheit der Befragten (59 %) darüber, dass sich dieser negativ auf den alpinen Tourismus und den Lebensraum auswirkt. Dabei fürchten die Schweizerinnen und Schweizer besonders den Rückzug der Gletscher (64 %) und weniger das Fehlen von Schnee (42 %). Nur die Bewohnenden von touristisch-alpinen Regionen (59 %) sehen im Ausbleiben des Schnees eine grosse Herausforderung.

Die Schweizerinnen und Schweizer sind sich einig: Die Alpen werden primär als Naturraum, Wasserreservoir, Erholungsraum sowie als Ort der Landwirtschaft wahrgenommen, jedoch kaum als Wirtschafts- und Industrieraum. Laut Michael Hermann bestehen allerdings unterschiedliche Interpretationen darüber, was den alpine Naturraum ausmache und wie dieser geschützt werden soll. Während für Bewohnende des alpinen Raums der Erhalt des Landschaftsbilds (65 %) im Vordergrund stehe, würde die nicht-alpine Bevölkerung den Naturschutz und die Biodiversität priorisieren (67 %). Dies zeige sich zum Beispiel bei der Frage, ob neue alpine Schutzgebiete ausgewiesen werden sollen oder nicht: «Die Hälfte der nicht-alpinen Bevölkerung spricht sich für neue Schutzgebiete aus. Unter der alpinen Bevölkerung tun dies jedoch nur 35 Prozent», sagt Michael Hermann.

So fördert die BKW den konstruktiven Dialog

Den alpinen Lebensraum zu schützen und ihn gleichzeitig als Wertschöpfungsquelle zu nutzen, führt zu Zielkonflikten. Dieser Herausforderung widmet sich die BKW in ihrer Initiative «Lebensräume 2025». Mit verschiedenen Ateliers schafft die Initiative Raum für Zusammenarbeit und einen konstruktiven Dialog zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik. Im Atelier «Alpiner Lebensraum - Infrastrukturen zwischen Wertschöpfung und Wertschätzung» wird in enger Zusammenarbeit mit allen Akteurinnen und Akteuren gemeinsam der Frage nachgegangen wie die Infrastruktur in den Alpenregionen optimiert und erweitert werden kann, um die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern und gleichzeitig den Lebensraum zu schützen. (bkw)