Stromproduktion und Stromkennzeichnung

Die tragende Säule der Schweizer Stromversorgung ist die Wasserkraft. Mit der Wasserkraft, der Kernenergie und den weiteren erneuerbaren Energien ist die aktuelle Stromproduktion äusserst CO₂-arm – und trägt somit wesentlich zum Erreichen der Klimaziele bei. Mit der sukzessiven Stilllegung der Kernkraftwerke werden zukünftig neben der Wasserkraft vor allem Solar- und Windkraft sowie thermische Energie die Stromproduktion dominieren. Die Herkunft des Stroms müssen die Versorgungsunternehmen gegenüber ihren Kundinnen und Kunden nachweisen.

2024 produzierten die Produktionsanlagen in der Schweiz gesamthaft netto 75.7 Terawattstunden Strom (vgl. 2023: 66.7 TWh). Die Schweiz zählt zu den Staaten mit den höchsten Anteilen an erneuerbaren Energien. Dies dank der Wasserkraft, die mit Abstand die wichtigste Stromerzeugungsart ist. Die rund 1’300 Wasserkraftanlagen produzierten 2024 etwa 48.3 TWh: 19.4 TWh aus Laufwasserkraftwerken und 28.9 TWh von Speicherkraftwerken.

Die vier Kernkraftwerke der Schweiz produzierten im Jahr 2024 etwa 23 TWh des Schweizer Stroms (vgl. 2023: 23.1 TWh). Konventionell-thermische Kraftwerke und erneuerbare Energien wie PV- und die Windkraftanlagen steuerten 2024 etwa 12 Prozent zur Stromproduktion bei (9.2 TWh).

Blick in die Energiezukunft: Überschüsse im Sommer, ergänzende Produktion im Winter

Im Sommer entstehen insb. wegen des starken PV-Ausbaus grosse Stromüberschüsse, die sinnvoll im Sinne des Gesamtsystems genutzt werden sollen. Speicher, Flexibilitäten und Exporte gewinnen dadurch an Bedeutung. Der überschüssige Strom wird mittels Batterien/Pumpspeicher gespeichert und zur Deckung des Abendverbrauchs genutzt, und/oder nach Möglichkeit exportiert oder für die inländische Wasserstoffproduktion verwendet. Voraussetzung für optimalen Einsatz von Speichern/Flexibilitäten sind Anreize und Preissignale. Aufgrund der sehr grossen Strommengen wird zusätzlich eine PV-Einspeisebegrenzung (Peak Shaving) zur Entlastung der Verteilnetze nötig sein.

Mit dem Ausbau der Erneuerbaren gemäss Stromgesetz verschafft sich die Schweiz eine bessere Ausgangslage für die Winterversorgung. Doch auch wenn die Ausbauziele im Stromgesetz erreicht werden, braucht es in den Wintermonaten ergänzende Stromproduktion. Die Art dieser Produktion hängt vom gesellschaftlichen und politischen Willen ab. 

Zur VSE Studie «Energiezukunft 2050»

Stromkennzeichnung

In der Schweiz ist die Herkunft des Stroms gemäss dem Energiegesetz kennzeichnungspflichtig. Die rund 600 Energieversorgungsunternehmen, welche Schweizer Endverbraucherinnen und Endverbraucher mit Strom beliefern, müssen mindestens einmal jährlich über folgende Punkte informieren:

  • Prozentualer Anteil der eingesetzten Energiequellen am gelieferten Strom
  • Herkunft des Stroms – Produktion im In- und Ausland
  • Gesamthaft gelieferte Strommenge
  • Name des Stromlieferanten

Der Strommix stellt dar, aus welchen Energieträgern die bereitgestellte elektrische Energie stammt. Der Mix variiert von Versorger zu Versorger und hängt von seiner Strombeschaffung ab: Er betreibt eigene Produktionsanlagen und/oder kauft Strom am Markt ein. Welchen Strom er produziert beziehungsweise einkauft und dann seinen Kundinnen und Kunden liefert, muss der Versorger mit der Herkunftsdeklaration (Stromkennzeichnung) gegenüber den Endverbraucherinnen und Endverbrauchern dokumentieren.

Die Stromkennzeichnung schafft nicht nur Transparenz über die Herkunft des Stroms, sondern ist für die Endverbraucherinnen und Endverbraucher eine Möglichkeit, den Strommix ihres Versorgers und damit die Nachfrage eines bestimmten Energieträgers zu beeinflussen. Denn viele Energieversorgungsunternehmen bieten in der Grundversorgung mehrere Stromprodukte mit einem unterschiedlichen Strommix an, aus denen die Kundinnen und Kunden wählen können. Wählen diese grossmehrheitlich ein Stromprodukt, das zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien besteht, ist dies Anreiz bzw. ein indirekter Auftrag für den Versorger, mehr Ressourcen für die Beschaffung von erneuerbarem Strom bereitzustellen. So verfügen viele Endkundinnen und Endkunden dank der Stromkennzeichnung über einen Hebel, den Ausbau von erneuerbaren Energien zu fördern.