«Zielnetz Bodensee»: optimierte Energieversorgung

SAK, EKT und SN Energie realisieren gemeinsam ein Leuchtturmprojekt. Die drei Energieversorger SAK AG (St.Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG), EKT AG und SN Energie AG optimieren die Elektrizitätsversorgung im Gebiet zwischen Arbon, Horn, Steinach, Goldach und Rorschach. Davon profitieren nicht nur die Kunden – auch das Landschaftsbild wird vor allem im Raum Goldach durch den Rückbau der Hochspannungsleitungen aufgewertet. Mit der gestrigen Vertragsunterzeichnung haben die drei Initianten das Projekt «Zielnetz Bodensee» besiegelt.
31.01.2019

Im Gebiet Stachen in Arbon steht ein Unterwerk von EKT. Nur wenige Meter daneben eines von SN Energie. Ein ähnliches Bild präsentiert sich in Goldach und Rorschach. Die Standorte der Unterwerke sind historisch gewachsen. Jeder Stromversorger hat sich bisher auf sein eigenes Versorgungsnetz konzentriert. Nun brechen SAK, EKT und SN Energie mit dem Projekt «Zielnetz Bodensee» diese alten Strukturen zugunsten der Kunden auf.

Netzoptimierung als Grundidee

Im Rahmen strategischer Zielnetzplanungen der SAK in den Jahren 2010 bis 2015 und anschliessend initiierten Untersuchungen am historisch entstandenen Elektrizitätsnetz im Gebiet zwischen Arbon und Rorschach konnten die drei Energieversorger gemeinsame Optimierungspotentiale feststellen. Eine daraufhin initiierte Machbarkeitsstudie vermochte den Initialgedanken zu bestätigen und somit war das Projekt «Zielnetz Bodensee» Ende 2015 geboren. Mit der gestrigen Vertragsunterzeichnung besiegelten die drei Parteien nun endgültig ihr Vorhaben. Bis die neue Netzstruktur allerdings vollständig realisiert ist, vergehen bis zu 15 Jahre.

Die Grundidee von «Zielnetz Bodensee» entstammt der gemeinsamen Optimierung historisch gewachsener Netzstrukturen zugunsten der Kunden. Während sich in der Vergangenheit die Energieversorger hauptsächlich auf den Ausbau und Unterhalt ihrer Infrastrukturen in ihrem Netzgebiet fokussierten, stehen heute gemeinsame Optimierungen auch über die Netzgebietsgrenzen hinaus im Fokus der Interessen. So auch im Projekt «Zielnetz Bodensee», wie Stefano Garbin, CEO SAK AG, ausführt: «Technologische Entwicklungen führen auch im Bereich der Energieversorgung zu neuen Optimierungspotentialen. In diesem Projekt einerseits durch den Rückbau und andererseits durch die gemeinsame Nutzung bestehender Infrastrukturen.»

Die Kunden profitieren

«Zielnetz Bodensee» führt zu Kostenvorteilen bei gleichbleibenden Sicherheits- und Qualitätsstandards. Vor allem in den Bereichen Netzbetrieb und Instandhaltung profitieren die drei Energieunternehmen. Bis zur vollständigen Realisierung in etwa 15 Jahren verringern sich die Netzkosten für dieses Gebiet gegenüber den Kosten für einen Eins-zu-eins-Ersatz um einen zweistelligen Millionenbetrag. Aufgrund der Netzgrössen sind die finanziellen Auswirkungen für den einzelnen Kunden allerdings nur gering spürbar.

Die partielle Entlastung der Netzinfrastruktur falle aber auch zugunsten des Landschaftsbilds aus, wie Jolanda Eichenberger, CEO EKT-Gruppe, erklärt: «Mit der gemeinsamen Nutzung von Leitungen und Unterwerken können die historisch gewachsenen Parallelnetze im besagten Raum zurückgebaut werden. Sichtbar wird dies vor allem durch den Wegfall der Hochspannungsleitungen. Das Landschaftsbild wird dadurch deutlich aufgewertet.»

«Zielnetz Bodensee»

Mit der Umsetzung «Zielnetz Bodensee» reduzieren sich die Anzahl der Netzanlagen im betrachteten Netzgebiet. Dazu gehören die Unterwerke Goldach, Rorschach und Arbon. Der Rückbau der Netzanlagen erfolgt während der Überführung vom Ist- ins Zielnetz. Parallel werden Anlagen, die weiterbetrieben werden wollen, soweit optimiert, dass diese von den Projektpartnern künftig gemeinsam genutzt werden können. Die heutige Versorgungsgebietszuteilung bleibt indes auch nach der Zielnetzrealisierung unverändert, wie Clemens Hasler, CEO SN Energie AG, sagt: «Jedes Unternehmen ist im Sinne des Stromversorgungsgesetzes unabhängiger Netzbetreiber, der auf Basis seiner Anlagen, Betriebsaufwänden und Energieumsätzen eigene Netznutzungstarife erhebt.»

Auch an den Eigentumsverhältnissen ändert sich nichts, wie Dr. Thomas Hefti, Verwaltungsratspräsident SN Energie AG, bestätigt: «Gemeinschaftlich genutzte Netzanlagen bleiben im Eigentum desjenigen Eigners, der bereits vor der Zielnetzrealisierung Anlageneigentümer war. Die anderen Netzbetreiber erwerben in diesen Fällen ein Nutzungsrecht über den Bestand der Anlage und beteiligen sich im Rahmen der Nutzungsrechtanteile an den laufenden Betriebskosten.» Im Sinne einer gemeinsamen Systembetrachtung und der Optimierung von historisch gewachsenen Infrastrukturen zugunsten der Kunden ist «Zielnetz Bodensee» für die Energiebranche durchaus als Leuchtturmprojekt zu verstehen. (sak)