Parteien einigen sich auf Vorgehen zur Sanierung des Spöls und unterzeichnen eine Vereinbarung

Der Schweizerische Nationalpark, die Engadiner Kraftwerke AG und mehrere Umweltverbände haben in den letzten Monaten gemeinsam ein optimiertes Sanierungsprojekt für den Fluss Spöl im Nationalpark ausgearbeitet. Damit eröffnet sich die Chance, den mit Polychlorierten Biphenylen (PCB) belasteten Fluss nun schnellst- und bestmöglich zu sanieren. Jetzt unterbreiten sie dem Kanton Graubünden den an einem Runden Tisch ausgearbeiteten Vorschlag.
17.03.2023

Das ist eine Medienmitteilung der Engadiner Kraftwerke AG – die darin publizierten Inhalte geben nicht notwendigerweise die Meinung des VSE wieder.

 

Der Schweizerische Nationalpark, die Engadiner Kraftwerke AG (EKW) sowie die drei Umweltverbände Pro Natura, WWF und Aqua Viva reichten 2021 gegen die Verfügung des Amts für Natur und Umwelt (ANU) Graubünden zur Sanierung des Oberen Spöls im Schweizerischen Nationalpark aus verschiedenen Gründen Beschwerde ein.

Da alle beschwerdeführenden Parteien an einer schnellst- und bestmöglichen PCB-Sanierung im Oberen Spöl interessiert sind, fanden sie sich im Frühling 2022 an einem Runden Tisch zusammen und entwickelten nach mehreren gemeinsamen Begehungen ein neues, optimiertes und detailliertes Sanierungsprojekt. Mit dem verbesserten Projekt würde der Verschmutzungsgrad des Flusses erheblich gesenkt. Wesentliche Grundlage für die überarbeiteten Sanierungsmassnahmen waren erneute Sedimentproben vom Sommer 2022. Diese neue Probenkampagne liess gegenüber den früheren Untersuchungen einen Rückgang der Belastungswerte erkennen, zeigt aber auch auf, dass aufgrund des schwachen, aber stetigen Abflusses und fortschreitender Ablagerung von neuen Sedimenten eine möglichst rasche Beseitigung der Umweltgifte oberstes Ziel sein muss. Es besteht das Risiko, dass die belasteten Ablagerungen verschleppt oder tiefer in den Flusssedimenten eingelagert werden.

Der Sanierungsvorschlag folgt in den Hauptpunkten der Verfügung des Kantons, wobei die Sanierungsmassnahmen unter Berücksichtigung des Verschmutzungsgrads der einzelnen Abschnitte und der Flussmorphologie optimiert wurden. Darüber hinaus sollen das Tosbecken nochmals gereinigt und der zu sanierende Streckenabschnitt aufgrund eines neu entstandenen Beckens um rund 90 m verlängert werden. Anschliessend soll der untere Teil des Spöls – in welchem die Messresultate 2022 sehr geringe PCB-Belastungen zeigten – bis zum Ausgleichsbecken Ova Spin mittels gezielter Hochwasser gespült werden. Sollten sich danach die Belastungen mit PCB im Bereich der Mündung der Ova dal Fuorn durch die Spülungen als zu hoch erweisen, würde auch dieser Abschnitt gereinigt. Weiter sollen flankierende Massnahmen zu einem wirkungsvollen Sanierungsresultat beitragen.

Im Rahmen der Gespräche einigten sich die Beteiligten am Runden Tisch auch über die thermische Entsorgung des PCB, eine Nachkontrolle nach einigen Jahren sowie über Kompensationsleistungen für das PCB, welches trotz aller Bemühungen im Flussbett zurückbleiben wird.

Die unterzeichnete Vereinbarung wird in den kommenden Tagen dem Kanton Graubünden eingereicht, welcher den Sanierungsvorschlag prüfen und gestützt darauf einen Beschwerdeentscheid oder eine neue Verfügung erlassen soll. Parallel dazu werden nun die Planungsarbeiten durch EKW aufgenommen, damit unmittelbar nach Vorliegen des Beschwerdeentscheids bzw. der neuen Verfügung mit der Ausschreibung der Sanierungsarbeiten gestartet werden kann. Das Ziel ist, mit der Sanierung des Spöls 2024 zu beginnen.

Hintergrund

Im September 2016 liess die Engadiner Kraftwerke AG (EKW) Korrosionsschutzarbeiten durch eine spezialisierte Firma an der Staumauer Punt dal Gall oberhalb Zernez ausführen. Bei diesen, durch die Drittfirma durchgeführten Arbeiten gelangten wegen eines Lecks in der Baustellen-Abdichtung feine Partikel eines Rostschutzanstrichs ins Innere der Staumauer und von dort weiter in den im Schweizerischen Nationalpark (SNP) gelegenen Fluss Spöl. EKW-Mitarbeitende erkannten dies bei einer Kontrolle und meldeten es umgehend dem Amt für Natur und Umwelt (ANU).

In der Folge zeigten Messungen des ANU, dass die Sedimente des Oberen Spöls über eine Strecke von mehreren Kilometern mit giftigen Polychlorierten Biphenylen (PCB) belastet sind. Das besonders stark mit PCB belastete, 60 Meter lange Tosbecken direkt unter der Staumauer wurde im Jahr 2017 erfolgreich saniert. Umstritten blieb jedoch, ob und wie der darunterliegende, 5.6 km lange Flusslauf des Oberen Spöls saniert werden soll und wer die Kosten dafür trägt.

Das ANU erliess am 12. Februar 2021 eine Verfügung und verpflichtete EKW zur Sanierung eines Teils der belasteten Strecke des Oberen Spöls. Gegen diese Sanierungsverfügung erhoben SNP, EKW sowie Aqua Viva, Pro Natura und WWF aus unterschiedlichen Gründen Beschwerde an das Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement (EKUD). Bis zu einem rechtskräftigen Urteil würden Jahre vergehen – und selbst dann wäre möglicherweise nicht sicher, wie saniert würde.

Der SNP, EKW sowie die drei oben genannten Umweltverbände suchten 2022 deshalb gemeinsam am Runden Tisch nach einem neuen, optimierten Sanierungskonzept. Um diese Projektausarbeitung durchführen zu können, ersuchten sie das EKUD, das Beschwerdeverfahren gegen die Sanierungsverfügung des ANU zu sistieren. Nachdem die Parteien vergleichsweise eine Lösung gefunden haben, wird diese als gemeinsamer Sanierungsvorschlag ins kantonale Verfahren eingebracht.

(ekwstrom)