Mit Photovoltaik Strompreisentwicklung jetzt stabilisieren!

Technischer und juristischer K.O. für die geltende Schweizer Rücknahmeregelung für Solarstrom angesichts der Hausse am Strommarkt – Verteilnetzbetreiber wissen nicht mehr, was sie tun sollen – VESE fordert vom Bundesrat dringend ein neues Modell zur Abnahmevergütung, welches sowohl den Ausbau der inländischen Photovoltaik fördert und gleichzeitig zur Stabilisierung der Strompreise beiträgt.
28.06.2022

Das ist eine Medienmitteilung von VESE – die darin publizierten Inhalte geben nicht notwendigerweise die Meinung des VSE wieder.

 

Mit der Hausse der Strommarktpreise, die Mitte 2021 begann und welche voraussichtlich noch einige Zeit andauert, ist nach Ansicht des Verbands unabhängiger Ernergieerzeuger VESE die heutige Regelung zur Rücknahme und Vergütung von Strom aus PV-Anlagen eindeutig am Ende angelangt. Die geltende Abnahmevergütung wurde als Schönwetterlösung für kleine Einspeisemengen und tiefe Strompreise 2014 ins Energiegesetz aufgenommen. Trotz vielen Vorwarnungen wurde sie nie angepasst. Nun steht diese Regelung vor einem technischen und juristischen K.O. Die meisten Verteilnetzbetreiber wissen aktuell – kurz vor der Festlegung der Tarife 2023 von Ende August – nicht mehr, wie sie angesichts der neuen Marktsituation und der ständig steigenden Einspeisemengen mit der Frage der Vergütungen umgehen sollen.

Wie es momentan aussieht, werden Ende August viele Netzbetreiber weiterhin nur kleine oder sogar gar keine Erhöhungen an die Produzenten weitergeben, obwohl sich der Marktwert dieses Stroms sich seit einem Jahr mehr als verdreifacht hat. Andere Netzbetreiber werden den PV-Strom mit dem Spotmarktpreis bewerten, entsprechend substanzielle Erhöhungen gewähren, so dass in gewissen Netzen Vergütungen weit über den Gestehungskosten der Produzenten zu liegen kommen. Vor dem Hintergrund des fast nicht interpretierbaren Artikels 15 des Energiegesetzes wächst deshalb eine riesige Unzufriedenheit zwischen Verteilnetzbetreibern und den Produzenten. Eine Prozesslawine wird wohl nur deshalb nicht entstehen, weil allfällige Verfahren sehr komplex und teuer wären und die jeweiligen Streitsummen im Einzelfall im Vergleich relativ bescheiden.

Obwohl einzelne Anlagenbetreiber jubeln können, weil ihr lokaler Netzbetreiber ihre Vergütung massiv erhöhen wird, ist VESE der dezidierten Ansicht, dass das heutige Modell der Abnahmevergütung in eine Sackgasse geraten ist. Der Bundesrat muss endlich handeln, auch wenn er sich bisher gegen jegliche Änderungen bei den Vergütungen gesträubt hat. Dies mit der Erklärung, dass er keine mittel- und längerfristigen Verpflichtungen annehmen wolle. Der Bundesrat will sich daher weiterhin auf die Einmalvergütung fokussieren. VESE stellt sich dem entgegen. Es ist offensichtlich, dass ohne eine minimale Garantie auf der Abnahmeseite der Ausbau der Photovoltaik auf bis zu 50% der Schweizer Energieversorgung nicht gelingen kann.

Versorgungssicherheit und Investitionssicherheit durch Fix-Modell

Der Verband wiederholt seinen vor einiger Zeit eingebrachten Vorschlag: Alle Schweizer Strombezügerinnen und -bezüger sollen anteilsmässig mit im Inland eingespeistem Solarstrom beliefert werden. Dieser Strom wird zu langfristig konstanten Preisen von 8 bis 10 Rp/kWh erzeugt und in diesem Rahmen auch zentral vergütet. Bei den heutigen Marktpreisen führt dies zu einer Kostensenkung für die Stromkonsumenten und schützt diese zudem vor zukünftigen Kostensteigerungen. Umgekehrt erlaubt dieses Modell endlich, die nötigen grossen Investitionen in grosse Solaranlagen im Inland ohne unverhältnismässiges Risiko zu tätigen. Durch den so erreichten Zubau werden sowohl direkt die Versorgungssicherheit gestärkt, die Konsumentenpreise stabilisiert, und als auch das Erreichen der Klimaziele beschleunigt. Es entstehen auch keine neuen Verpflichtungen des Bundes, sondern es werden die gesamten inländischen Stromkonsumenten eingebunden, um die Abnahme des inländisch erzeugten Solarstroms zu garantieren. Dies wohlgemerkt zu Preisen, welche unter den heutigen Marktpreisen liegen. Es entsteht eine Win-Win Situation zwischen Verbrauchern und Solarproduzenten.

VESE fordert Prüfung des Vorschlag „fixe Abnahmevergütung“

Die Bundespolitik ist nun gefordert, den VESE Vorschlag zu analysieren, allenfalls zu verbessern und seine Umsetzung in der Wege zu leiten. Jetzt ist der geeignete Zeitpunkt zum Handeln, denn die explodierenden Strompreise und die drängende Frage der Versorgungssicherheit erhöhen die Bereitschaft zu diesem schon lange fälligen Schritt. (vese)