Es braucht mehr als Kerzen und Holz

Die Versorgungssicherheit muss mittel- und langfristig gelöst werden. Die Strategie dazu steht - jetzt muss konsequent danach gehandelt werden.
15.08.2022

Das ist eine Medienmitteilung der aeesuisse – die darin publizierten Inhalte geben nicht notwendigerweise die Meinung des VSE wieder.

 

Die Elcom hat unlängst in einem Interview mit der SonntagsZeitung dazu aufgerufen, für den kommenden Winter Kerzen und Holz einzukaufen. Zwar ist Holz ein wichtiger Energieträger und auch Kerzenlicht ist nicht zu verachten, aber von der obersten Regulierungsbehörde für Versorgungssicherheit erwarten wir mehr. Wenn eine Stromknappheit sich abzeichnet, müssen Vorschläge auf den Tisch, wie sich diese kurz- und mittelfristig meistern lässt. Dafür braucht es eine klare Strategie und zielgerichtetes Handeln.

Seit 2017 haben wir eine Energiestrategie, der das Schweizer Stimmvolk mit 58 Prozent zugestimmt hat. Die Strategie setzt auf Energieeffizienz, auf den Zubau erneuerbarer Energien und ein solides Verhältnis zu Europa. Wenn alle Stricke reissen, sollen Gaskraftwerke als Peaker zum Einsatz kommen. Ziel ist es, unser Energiesystem umzubauen und langsam aus der Atomkraft auszusteigen. Langsam heisst, dass die bestehenden Anlagen so lange am Netz bleiben, wie sie sicher sind.
Soweit die Strategie. Was ist seither passiert? Bei der Energieeffizienz haben wir, trotz Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum Fortschritte gemacht. Bei den erneuerbaren Energien haben wir geschlampt und unnötig viel Zeit verloren. Zum einen, weil die Energiestrategie dem politischen Kompromiss zuliebe ungenügende Rahmenbedingungen setzte. Zu erwähnen sind hier die schwachen und zeitlich limitierten Finanzierungsinstrumente sowie ein schleppendes Bewilligungsverfahren und ein Ungleichgewicht beim Abwägen von Schutz und Nutzen. Alle drei Baustellen wiegen heute schwer. Die Politik hat das erkannt und ist daran zu korrigieren. Bleibt das Verhältnis zu Europa. Da hat der Bundesrat ganze Arbeit geleistet und uns in die Isolation getrieben. Ein fataler Fehlentscheid, der sich heute rächt, weil gerade in der Not, verlässliche Beziehungen zu unseren wichtigsten Nachbarn und Handelspartnern essentiell wären. Wenn Robert Habeck darauf hinweist, dass ein Solidaritätsabkommen von beiden Seiten Solidarität fordert und die Schweiz in dieser Frage Nachholbedarf hat, darf das niemanden erstaunen.

Versorgungssicherheit schaffen wir mittelfristig, wenn wir endlich die Bremsen lösen und uns von unnötigen Blockaden befreien – im Kopf wie im Handeln. Wir brauchen kreative Lösungen, die den Zubau erneuerbarer Kapazitäten vereinfachen und massiv beschleunigen. Wir brauchen Institutionen, die Verantwortung übernehmen und Leadership zeigen. Und es braucht uns alle, die vorneweg die Energie-wende bauen und bereit sind, in diesen Wandel zu investieren. Als aeesuisse setzen wir uns mit aller Kraft dafür ein, dass die Rahmenbedingungen endlich den Herausforderungen entsprechend gestaltet werden. Dass wir hier eine solide Arbeit leisten, zeigen uns die vielen positiven Feedbacks von Mitgliedern und die vielen Beitritte von neuen Mitgliedern, die wir in den letzten Monaten begrüssen durften. Wir danken für diese wertvolle Unterstützung und freuen uns, möglichst viele von Ihnen am 1. September an unserem Energiekongress begrüssen zu dürfen. (aeesuisse)