Elektra auf E-Mission

Als erster Paketdienstleister in Europa setzt Quickpac mit seiner kompletten Zustellflotte auf Elektrofahrzeuge. Die Ladelösung stammt von der Genossenschaft Elektra, Jegenstorf, die sich als erste Wahl für Elektromobilitäts-Gesamtlösungen positioniert.
27.11.2019

Von Anfang an war für Quickpac eines klar: alle ihre Fahrzeuge müssen gleichzeitig stets mit voller Leistung laden können. «Diesem Anspruch haben wir mit unserer Ladelösung vollumfänglich Rechnung getragen», sagt Konrad Bossart, Leiter Marketing und Verkauf bei Elektra. «Unsere Erfahrung und die Ideen von Quickpac haben sich ideal ergänzt», so Bossart weiter.

Paketzustellung 100% elektrisch

Nachmittag, 14 Uhr: In einer ehemaligen Fabrikhalle von Rieter in Winterthur Töss stehen die Elektro-Lieferwagen in Reih und Glied mit eingesteckten Ladekabeln. Das Ladekonzept für Quickpac hat die Energiedienstleiterin Elektra konzipiert. Konrad Bossart: «Die Herausforderung war, dass die Quickpac-Fahrzeuge jeden Tag bis zu 200 Kilometer unterwegs sind. Um die erforderlichen Reichweiten zu garantieren, ist deshalb eine Zwischenladung notwendig. Das passt aber gut, denn in der Regel bekommen Fahrzeuge mit kurzer Tour am Morgen abends eine lange Tour zugeteilt – und umgekehrt.»

Als erster Paketdienstleister in Europa setzt Quickpac, eine neue Division des privaten Zustellunternehmens Quickmail AG, ausschliesslich auf Elektrofahrzeuge. Die Flotte besteht derzeit aus 51 Renault Kangoo Z.E., weitere 50 Stück kommen noch 2019 zum Einsatz, und Tests mit anderen Fahrzeugtypen sind in Vorbereitung. Quickpac-Geschäftsführer Christof Lenhard zu diesem Schritt: «Viele E-Commerce-Anbieter mögen sich heute noch damit zufriedengeben, dass ihr Geschäft auch ohne die Option einer klimafreundlichen Zustellung wächst. Eine solche Firma könnte aber bald überrascht werden, wenn sie von flexibleren Konkurrenten überholt wird.»

Von Winterthur aus beliefert Quickpac heute mit 35 E-Fahrzeugen rund 11 Prozent der Schweizer Haushalte. Weitere 16 Lieferfahrzeuge kommen ab Hägendorf für Haushalte in den Kantonen Solothurn und Basel-Landschaft zum Einsatz. Die E-Fahrzeugflotte wird in Kürze verdoppelt, und im Lauf der kommenden zwei Jahre plant Quickpac die Eröffnung weiterer Depots in den Regionen Bern, Basel, Luzern und St. Gallen.

Über den reibungslosen Praxisbetrieb zeigt man sich bei Quickpac sehr erfreut. Uwe Heinrichs, Leiter Technik bei Quickpac: «Die in Zusammenarbeit mit Elektra initial erarbeitete Ladelösung hat uns einen perfekten Start ermöglicht. Auf dieser Basis haben wir die inzwischen erfolgte Erweiterung der Elektrifizierung optimal aufbauen können.»

Der Clou bei der Zustellung durch Quickpac: Auf jedem Paket ist ein grüner Kleber angebracht mit der Aufschrift «100% electric: Dieses Paket wurde Ihnen mit einem Elektroauto zugestellt.» Das Konzept von Quickpac ist darauf ausgerichtet, das wachsende Bedürfnis nach schnellerer Zustellung zu befriedigen. Gegen Aufpreis ist auch «Same Day Delivery» möglich: am Morgen bestellt, am Abend geliefert. Dabei kommt ein weiterer Vorteil der Elektrofahrzeuge zum Tragen: Sie machen in stillen Quartieren praktisch keinen Lärm. «Das ist wichtig», sagt Christof Lenhard, «denn Quickpac will bis abends um 21 Uhr ausliefern.» Eben dann, wenn die meisten berufstätigen Leute zu Hause sind. Und damit niemand im Pyjama überrascht wird, werden die Kunden per SMS vorinformiert, wann der Lieferwagen kommt.

Umstellung Firmenflotte auf E-Autos dringend erwünscht

Bei Firmenfahrzeugen auf Elektromobilität zu setzen, dürfte sich in den kommenden Jahren vom Nischenthema zum Megatrend im Fuhrparkmanagement entwickeln. Vorläufig aber ist die Ausgangslage nicht gerade berauschend: Einmal mehr hat die Schweiz vergangenes Jahr das Emissionsziel von 130 Gramm CO2 pro Kilometer für neu immatrikulierte Fahrzeuge verfehlt. Ein Ziel notabene, das bereits 2015 hätte erreicht werden sollen. Stattdessen ist zum zweiten Mal in Folge bei Neuwagen das CO2 höher- statt tiefergelegt worden – im Vergleich zum Vorjahr um ganze 2,8 Prozent. Dabei steht die nächste Verschärfung bereits vor der Tür: Nach 2020 gilt für den Flottendurchschnitt der Neuwagen ein Zielwert von 95 Gramm CO2 pro Kilometer.

Zwei Möglichkeiten ergeben sich daraus: Entweder bereiten sich Firmen mit ihren Fahrzeugflotten auf weiteres Versagen in Form ernüchternder CO2-Jahresresultate vor. Oder sie beginnen damit, das Angebot der Importeure an elektrisch angetriebenen Fahrzeugen intensiver zu nutzen. Zahlreiche Hersteller haben hervorragende Produkte im Angebot und werden schon in kurzer Zeit weitere auf den Markt bringen.

Bei der Umstellung besteht einige Dringlichkeit, denn auch hierzulande drohen in nicht allzu ferner Zeit Fahrverbote für Dieselfahrzeuge – eine Antriebsform, die gerade bei Kleintransportern für die Feinverteilung von Kurier-, Express- und Paketsendungen (KEP) weit verbreitet ist. Die KEPBranche steht also unter Zugzwang, denn das Thema der nachhaltigen Mobilität macht auch vor den Pöstlern nicht halt. Die Paketboten haben alle Hände voll zu tun, schliesslich boomt der Markt – Online-Shopping sei Dank. Gemäss Auswertung der PostCom (eidgenössische Postkommission) wurden 2018 mehr als 150 Millionen Pakete an Schweizer Adressen verschickt. 18 Päckli pro Jahr erhält demnach jede in der Schweiz lebende Person im Schnitt. Tendenz stark steigend. Wie grün die «Pöstler» unterwegs sind, will vor dem Hintergrund der Klimadebatte auch die PostCom wissen. Wie sie selber schreibt, beschäftigen Umweltfragen die Bevölkerung immer stärker. (elektra)