Bund muss geologisches Risiko vollständig ausgleichen

Die Ergebnisse der Geothermie-Bohrung in Lavey-les-Bains (VD) bestätigen: Das geologische Risiko sollen und können nicht einzelne Projektträger tragen. Der Bund muss nun endlich Massnahmen ergreifen, dieses Risiko vollständig auszugleichen. Nur so wird die Geothermie den übrigen erneuerbaren Energien gleichgestellt.
26.09.2022

Das ist eine Medienmitteilung von Geothermie Schweiz – die darin publizierten Inhalte geben nicht notwendigerweise die Meinung des VSE wieder.

 

Im Interesse eines nachhaltigen und klimafreundlichen Umbaus unserer Energieversorgung spielt der Schweizer Untergrund eine zentrale Rolle. So kann Geothermie bis 2050 ein Viertel der in der Schweiz benötigten Wärme liefern. Zudem sind der Untergrund und seine Georessourcen von strategischer Bedeutung, um sich von fossilen Energieträgern zu befreien und energiepolitisch unabhängig zu werden. Die Schweiz kann es sich nicht leisten, dieses immense Potenzial nicht zu nutzen.

Untergrund-Risiko bei jeder Bohrung

Da die Schweiz keine Erdöl-, Erdgas- oder Bergbautradition hat, ist der Untergrund in unserem Land nach wie vor kaum bekannt. Für einzelne Projektträger – meistens Projektkonsortien mit Gemeinden – bedeutet das ein hohes Risiko. Die heute kommunizierten Ergebnisse der AGEPP AG über die geothermische Bohrung im waadtländischen Lavey-les-Bains im Chablais bestätigen dies. Hier wurde eine Bohrung durch eines der härtesten Gesteine der Welt bis in eine Tiefe von rund 3000 Metern realisiert. Wärme ist zwar vorhanden, nicht aber das Wasser, mit dem man sie nutzen könnte. Und dies, obwohl in unmittelbarer Umgebung des Bohrlochs warmes Tiefenwasser die Thermalbäder versorgt. Wie das Beispiel Lavey zeigt, hat in der Schweiz jede Bohrung explorativen Charakter. Die Erkundung des Untergrunds und die Übernahme des damit verbundenen Risikos kann aber nicht Aufgabe einzelner Projektträger sein. Die Eidgenössischen Räte haben dem Bundesrat deshalb den Auftrag erteilt, den Untergrund zu erforschen. Allerdings lässt sich ein solches nationales Explorationsprogramm nur mittelfristig umsetzen. Und selbst nach einer Umsetzung wird nicht jede Geothermie-Bohrung ein Erfolg sein. Bohrungen, die nicht die erwartete Wärme respektive das erwartete, warme Wasser bestätigen, wird es immer geben.

Gleichbehandlung gefordert

Deshalb fordert Geothermie-Schweiz vom Bund seit Jahren, das heutige, ungenügende Fördersystem endlich anzupassen. Es ist unverständlich, weshalb der Bund die Geothermie nicht gleich behandelt wie andere erneuerbare Energien. Um die Gleichbehandlung zu erreichen, muss das geologische Risiko vollständig vom Bund getragen werden. Das lässt sich zum Beispiel über eine Kombination der heute bestehenden Investitionsbeiträge mit Risikogarantien oder über einen neu zu schaffenden Risikofonds erreichen. Wenn der Bund nicht rasch aktiv wird, riskiert er, die neu entstandene Dynamik bei den Geothermieprojekten zu ersticken. Nötig ist eine Regelung, die einerseits Projektträgern die Verkraftung eines Rückschlags ermöglicht und andererseits genügend Anreize setzt, um zahlreiche weitere Projekte anzustossen.

Geothermie-Forum

Über den Beitrag der Geothermie zur Dekarbonisierung und zur Stärkung eines autonomen Schweizer Energiemixes orientieren Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft am Geothermie-Forum vom 29. September 2022 in Bern. (geothermie-schweiz)