Abschaltung Kernkraftwerk Mühleberg: Ein Verlust für die Schweiz

Am 20. Dezember 2019 stellt das Kernkraftwerk Mühleberg den Leistungsbetrieb endgültig ein. Als erstes der fünf Schweizer Kernkraftwerke wird die Anlage nach 47 Jahren abgeschaltet. Für die Stromversorgung der Schweiz ist das ein spürbarer Verlust – insbesondere im Winter und in einer Zeit, wo Klimaschutz gross geschrieben wird.
16.12.2019

Seit Ende 2013 ist die endgültige Einstellung des Leistungsbetriebs des Kernkraftwerks Mühleberg (KKM) vorbereitet worden. Nun geht es am 20. Dezember 2019 für immer vom Netz. Ein Kernkraftwerk, das über 47 Jahre zuverlässig und praktisch störungsfrei Strom erzeugte, was sich in seiner sehr hohen Anlagenverfügbarkeit von über 90 Prozent spiegelt. Ein Kraftwerk, das wie alle Schweizer Kernanlagen laufend modernisiert und nachgerüstet wurde. Deshalb geht das KKM mit dem höchsten Sicherheitsniveau seiner 47 Betriebsjahre ausser Betrieb. Der nun folgende erste Schweizer Rückbau eines Kernkraftwerks stellt ein herausforderndes Pionierprojekt dar. swissnuclear ist überzeugt, dass die BKW AG dieses Projekt hervorragend meistern wird.

Weniger heimische Stromproduktion

Das KKM hat jedes Jahr rund 3'000'000’000 Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugt: ca. 5 Prozent des Schweizer Endverbrauchs: So viel Strom, wie 700'000 durchschnittliche Vier-Personen-Haushalte im Jahr verbrauchen. Im Winter, wenn die Stromerzeugung aus Wasserkraft tief ist, hat die stabile nukleare Produktion der Schweizer Kernkraftwerke oft weit über 40 Prozent der heimischen Produktion ausgemacht. Die Produktion aus Mühleberg hat deshalb besonders im Winter einen bedeutenden Beitrag für die sichere Stromversorgung insbesondere der Westschweiz und des Kantons Bern geleistet.

Mehr Risiko durch zunehmende Importe

Ohne das KKM steigt die Importabhängigkeit der Schweiz mit allen damit verbundenen Unwägbarkeiten. Denn der Strom aus Mühleberg lässt sich vorläufig nicht mit neuem erneuerbarem Strom aus der Schweiz ersetzen. Zusätzliche Importe werden vor allem im Winter nötig, wenn die Schweiz ohnehin bereits auf beträchtliche Stromimporte angewiesen ist. Angesichts der sinkenden Stromexportfähigkeit Deutschlands aufgrund des Kohle- und Atomausstiegs könnten solche Importe in Zukunft aber nicht selbstverständlich sein. Auch muss die nötige regionale Netzinfrastruktur angepasst werden. Dies ist mit einigen Herausforderungen verbunden, wie die Diskussionen um die Spannungserhöhung der Stromleitung Mühleberg-Bassecourt zeigen.

Weniger klimafreundlicher Strom für die Schweiz

Importstrom wird kaum ebenso klimafreundlich sein, wie es der Strom aus Mühleberg war. Allein das «kleine» Kernkraftwerk Mühleberg hat im Vergleich zu einem modernen Gaskombikraftwerk gut 50 Millionen Tonnen CO2-Ausstoss verhindert. Das entspricht in etwa dem Jahresausstoss an COder gesamten Schweiz. Hätte man 1972 ein Steinkohlekraftwerk anstelle des KKM gebaut, wären es gar gegen 130 Millionen Tonnen CO2 gewesen – und dazu eine riesige Menge an Luftschadstoffen. Somit fällt mit der Abschaltung des Kernkraftwerks Mühleberg auch sauberer Schweizer Strom weg. Sauberer Strom ist aber gerade heute in Anbetracht der Anstrengungen zur Dekarbonisierung unseres Energiesystems ebenso wertvoll wie nötig. (swissnuclear)