VSE-Generalversammlung in Visp: «Die einschneidenden Veränderungen sehen – und den Wandel aktiv mitgestalten»

An der 128. Generalversammlung des Verbandes Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) im Kultur- und Kongresszentrum La Poste in Visp ist Michael Wider zum neuen VSE-Präsidenten gewählt worden. Der 55-jährige Jurist (Master in Law/Master in Business Administration) und Absolvent des Stanford Executive Programs ist seit 30 Jahren in verschiedenen Führungsfunktionen entlang der ganzen Wertschöpfungskette der Energiebranche tätig. Aktuell amtet er als Mitglied der Geschäftsleitung von Alpiq und Head Generation.
11.05.2017

VSE-Präsident Kurt Rohrbach trat nach neun Jahren im Amt aufgrund der Amtszeitbeschränkung zurück. Er betonte in seinem Abschiedsreferat die Schlüsselrolle der Digitalisierung für die Schweiz. Im Hinblick auf die Energiestrategie 2050 (ES2050) unterstrich der scheidende Präsident die Ja-Position des VSE. Die Energiestrategie sei ein lang gereifter und breit abgestützter Kompromiss.


Der VSE rückte in Visp auch die Berufsbildung in den Fokus – und betonte die Bedeutung kompetenter Fachkräfte für die Schweizer Energiezukunft. So ehrte der Verband die besten Absolventen aus der beruflichen Grundbildung Netzelektriker/in EFZ, der Berufsprüfung Netzfachleute sowie die ersten Energie- und Effizienzberater (EEB).


VSE-Präsident Kurt Rohrbach wies in seiner Eröffnungsrede auf den breiten Themenfächer hin, dem der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen gerecht werden muss. Globale Entwicklungen müssten ebenso mitverfolgt werden wie die Umwälzungen in der zunehmend komplexeren Schweizer Stromlandschaft. Zwar würden Themen wie Marktöffnung und Stromabkommen durchaus behandelt. Doch smarte Technologien seien imstande, feste Grenzen niederzureissen. «Es gilt, diesen digitalen Wandel aktiv mitzugestalten und Innovationen beizusteuern. Ich schliesse nicht aus, dass wir plötzlich vor der Situation stehen, dass die besagte Marktöffnung längst stattgefunden hat», so Rohrbach.


Energiestrategie 2050: Lange gereifte Kompromisslösung ohne Alternative
Kurt Rohrbach bestärkte in seinem Referat, dass es für die Schweiz keine Alternative zur Energiestrategie 2050 gebe. Ein mögliches Nein in der Abstimmung bedeute deshalb «zurück zu Grundsatzdiskussionen, für die uns die Zeit fehlt». Zwar seien viele Fragen auch nach einer Annahme der Strategie noch ungeklärt. Konkret müssten die Themen Eigenversorgung, Versorgungssicherheit, Stromtarife, Stromspeicherung und Netzausbau vertieft werden. «Auch bleibt noch unklar, mit welchen Lenkungsmassnahmen die Effizienz-Ziele letztlich erreicht werden sollen», sagte Kurt Rohrbach. Insgesamt sei die Energiestrategie aber zu begrüssen. «Nach drei Jahren intensiver Diskussion wurden endlich Kompromisse gefunden und vom Parlament akzeptiert. Dieser Zustand schafft eine gewisse Investitionssicherheit.»


Jahresrückblick: Energiepolitik, Partnerschaften, neue Berufe und «Big Data»
VSE-Direktor Michael Frank setzte seine Rede unter das Motto «Präsenz an vielen Orten». Der Verband arbeite daran, «dass der Wasserkraft, als wichtigster Ressource unserer Stromproduktion, nicht der Hahn abgedreht wird.» In dem Zusammenhang sei auch die Frage nach der Schweizer Eigenversorgung zu behandeln. «Wir müssen diskutieren, welcher Grad an Eigenversorgung nötig ist, damit wir weiterhin behaupten können, ein sicheres, bezahlbares und nachhaltiges Energiesystem zu haben», sagte Michael Frank. «Langfristig sollte die Schweiz ihre Importabhängigkeit nicht vergrössern. Umso wichtiger ist es, dass die Investitionsfähigkeit in erneuerbare einheimische Stromproduktion und Netzvorhaben gewährleistet ist.»


Mit seinem Projekt «Energiewelten» nehme sich der VSE «die Frechheit heraus», den Blick in die noch unbekannte Energiezukunft zu wagen. Und auch der praktische Nutzen des Projektes sei gegeben. «Ein erster Bericht zu Energiewelten liegt dem Vorstand vor. Partnerschaften mit Hochschulen bestehen – und konkrete Geschäftsmodelle werden folgen», so der VSE-Direktor.


Fachkräfte: Auszeichnung der besten Absolventen
Sehr gut ausgebildete und motivierte Fachkräfte aus der Strombranche stärken den Wirtschaftsstandort Schweiz. Und sie gewährleisten die Versorgungssicherheit mit Strom. Die Strombranche nimmt ihre Verantwortung auch auf diesem Gebiet wahr: Sie setzt gezielt Akzente im Bereich Aus- und Weiterbildung. Dazu gehört das Berufsbild Netzelektriker/in EFZ oder diverse Weiterbildungsangebote, wie etwa die Ausbildung «eidg. dipl. Energie- und Effizienzberater/in» (im Herbst 2014 gestartet).


Um den Stellenwert der Aus- und Weiterbildung innerhalb des Verbandes zu betonen, ehrte der VSE an der Generalversammlung in Visp erneut die besten Absolventen der letzten zwölf Monate: In der Beruflichen Grundbildung Netzelektriker ist dies: Nick Spitzhofer (EKZ). In der Berufsprüfung zum Netzfachmann mit Fachausweis: Tom Held (Arnold AG). In der Ausbildung zum Energie- und Effizienzberater: Jürg Blattner (elobla), Erich Schwegler (Hefti.Hess.Martignoni), Patrick Weber (Elektra) und Dominique Urech (Thomas Lüem Partner AG).


Neuwahlen in den Vorstand
Aus dem Vorstand zurückgetreten sind der Präsident Kurt Rohrbach, Kurt Bobst (Repower), Felix R.Graf (CKW) und Christian Plüss (Alpiq Suisse AG). Neu gewählt wurden der Präsident Michael Wider (Alpiq), Urs Meister (Leiter strateg. Regulierungsmanagement, BKW) als Vertreter der Gruppierung regioGrid und Felix Vontobel (Stv.CEO / Leiter Leistungserbringung, Repower) als Vertreter der Gruppierung Nichtorganisierte.