VSE-Generalversammlung in Thun: «Langfristige Investitionsanreize für inländische Produktion schaffen»

Der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) äusserte sich an seiner 130. Generalversammlung in Thun dezidiert zu den Themen Wasserkraft, Klimaabkommen und Versorgungssicherheit. Zudem ehrte er die besten Absolventen von Netzelektriker-Ausbildungen.
09.05.2019

An der 130. Generalversammlung des Verbandes Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) im Kultur- und Kongresszentrum Thun beschrieb VSE-Präsident Michael Wider die grossen Herausforderungen der Strombranche – angesichts der Energiestrategie 2050 und des Pariser Klimaabkommens. Die Schweiz werde in Zukunft eine verstärkte Elektrifizierung beobachten. Dafür müsse dereinst aber genügend erneuerbarer Strom bereitstehen. Wider unterstrich, dass 10 europäische Stromverbände das heutige Angebot an gesicherter Leistung als kritisch einschätzen, zumal in ganz Europa fossile und nukleare Kapazitäten wegfallen. «Ein wirksames Marktdesign sollte also unbedingt langfristige Anreize für Investitionen in bestehende und neue Erneuerbare schaffen», so Wider.

Wasserkraft: Zentral für den Umbau des Energiesystems
VSE-Direktor Michael Frank lieferte einen Rückblick auf das bewegte VSE-Jahr 2018. Er unterstrich dabei die zentrale Rolle der Wasserkraft beim Umbau des Energiesystems. Diese werde aber leider durch eine hohe Abgabenlast ausgebremst. Getrieben durch den Wasserzins ist die Abgabenlast in der Schweiz viermal höher als im Durchschnitt der für die Schweizer Wasserkraft relevanten europäischen Länder – und neunmal höher als in Deutschland. «Das kann sich die Schweiz energiewirtschaftlich und in Bezug auf die Versorgungssicherheit nicht leisten», so Frank.

Fachkräfte: Auszeichnung der besten Absolventen
Bestens ausgebildete und motivierte Fachkräfte aus der Strombranche stärken den Wirtschaftsstandort Schweiz – und tragen entscheidend zur Versorgungssicherheit bei. Um den Stellenwert der Aus- und Weiterbildung innerhalb des Verbandes zu betonen, ehrte Michael Frank an der Generalversammlung in Thun erneut die besten Absolventen der letzten zwölf Monate: Fabrice Lüppe, Netzelektriker (BKW), Dario Limacher und Franz Vogel, Netzfachmann (BKW/CKW), Markus Wallier, Netzelektrikermeister (
EVU-Beratung AG).

Gastreferent: Berner Ständerat Werner Luginbühl (BDP), VRP Kraftwerke Oberhasli
Auch Ständerat Werner Luginbühl machte eindringlich darauf aufmerksam, dass viele Fragen betreffend Versorgungssicherheit noch nicht beantwortet sind. Die Politik nehme ein Stromabkommen, die vollständige Marktliberalisierung und die Exportfähigkeit unserer Nachbarn als gegeben an. Derzeit sei jedoch noch keiner dieser drei Punkte garantiert. Zudem sei die Wahrscheinlichkeit gross, dass die Schweiz ihre Ausbauziele betreffend Geothermie und Windkraft nicht erreiche. «Wir sollten alles unternehmen, um das Potenzial unserer Inlandproduktion auszuschöpfen», so Luginbühl. Bei der Wasserkraft liege noch mehr drin, als in der Energiestrategie 2050 angenommen. «Energiepolitisch sollten wir darum nach dem Vorsichtsprinzip handeln, nicht nach dem Prinzip Hoffnung.»

VSE-Vorstand: Neuwahlen und Wiederwahlen
Aufgrund der Amtszeitbeschränkung aus dem Vorstand zurückgetreten sind Andreas Widmer, Wasserwerke Zug AG (Gruppierung Regionalwerke) sowie Andreas Zimmermann (Gruppierung DSV). Neu gewählt wurden Gian von Planta, SWL Energie AG (Gruppierung DSV) sowie Michael Gruber, Energie Thun (Gruppierung Regionalwerke). Für eine zweite Amtsperiode wiedergewählt wurden Roberto Pronini, AET (Gruppierung ESI) und Vincent Collignon, SIG (Gruppierung Multidis). Eine dritte Amtsperiode bestreitet Dominique Gachoud, Groupe E (Gruppierung Regiogrid).

Auskünfte
Sandro Pfammatter, Mediensprecher
Tel. 062 825 25 24 oder 078 659 14 55, sandro.pfammatter@strom.ch