VSE-Generalversammlung in Baden: «Die Wasserkraft wird im Energiesystem der Zukunft noch wichtiger werden»

An der 127. Generalversammlung des Verbandes Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) im Trafo Baden unterstrich VSE-Präsident Kurt Rohrbach die Schlüsselrolle der Wasserkraft für die Energiezukunft der Schweiz. Er betonte, dass sie als wichtigste erneuerbare Ressource der Schweiz in der Substanz gefährdet sei. Gerade im Hinblick auf die Energiestrategie 2050 müsse die Wasserkraft aus ihrer desolaten Lage herausfinden. VSE-Direktor Michael Frank legte das Augenmerk seiner Rede auf das Energiesystem von morgen. Dabei gab er einen Ausblick auf das Projekt Energiewelten des VSE.
19.05.2016

Darüber hinaus rückte der VSE im Trafo Baden die Berufsbildung in den Fokus – und betonte die Bedeutung der Fachkräfte im Zusammenhang mit der Gestaltung der Energiezukunft. Der VSE ehrte die besten Absolventen aus der beruflichen Grundbildung Netzelektriker/in EFZ, den Berufsprüfungen Netzfachleute und Kernkraftwerk-Anlagenoperateure sowie der höheren Fachprüfung Netzelektrikermeister/in.
 

VSE-Präsident Kurt Rohrbach wies in seiner Eröffnungsrede auf den breiten Themenfächer hin, dem der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen gerecht werden muss. Globale Entwicklungen müssten ebenso mitverfolgt werden wie die Umwälzungen in der zunehmend komplexeren Schweizer Stromlandschaft. Der Pariser Weltklimavertrag 2015 könne für die erneuerbare, einheimische Wasserkraft einen langfristigen Wettbewerbsvorteil bringen. Doch noch sei das Treibhausgas CO₂ auf dem europäischen Markt viel zu günstig, womit die Wasserkraft ihren Trumpf nicht ausspielen könne.
 

Wasserkraft: Wichtigste erneuerbare Ressource der Schweiz – doch in der Substanz gefährdet

Aufgrund diverser Faktoren – wie tiefe CO2-Preise und tiefe Energiepreise an den internationalen Märkten – ist die Schweizer Wasserkraft in einer prekären wirtschaftlichen Situation. Dies, obwohl sie in Zukunft zwei Drittel der Schweizer Stromproduktion stellen könnte. «Es kann nicht sein, dass systemrelevante Wasserkraftwerke ihren Strom am Markt zu einem Preis absetzen müssen, der unter den Gestehungskosten liegt», sagt VSE-Präsident Kurt Rohrbach. «Gerade im Hinblick auf die Energiestrategie 2050 muss unsere wichtigste, erneuerbare Energieressource Schritt für Schritt aus dieser desolaten Lage herausfinden.» Er würdigte in diesem Zusammenhang die geplanten Massnahmen des Parlaments zur finanziellen Unterstützung der Grosswasserkraft. Auch in Bezug auf die Wasserzinsen müsse im Rahmen der Neuverhandlungen des Wasserzinsregimes per 2019 eine Lösung gefunden werden, welche den Produzenten einen nachhaltigen Betrieb ihrer Anlagen erlaube.
 

Energiewelten: Eine Zukunftsvision mit praktischem Nutzen

VSE-Direktor Michael Frank resümierte in seinem Jahresrückblick den Stand der parlamentarischen Debatte bezüglich Energiestrategie 2050 und verwies auf die angespannte Versorgungssituation im Winter 2015/2016. Die Energiestrategie 2050 lasse noch immer den Gesamtblick vermissen. Sie fokussiere noch zu stark auf den Energieträger Strom, aber insgesamt sei die Vorlage in einigen Punkten – namentlich Unterstützung Grosswasserkraft und Verzicht auf verbindliche Effizienzvorgaben – verbessert worden. «Die Situation im Winter 2015/16 hat vor allem gezeigt, dass Märkte funktionieren, dass die Zusammenarbeit zwischen Branche, Swissgrid und den Behörden klappt – und dass es sehr wichtig ist, den notwendigen Um- und Ausbau der Netze konsequent voranzutreiben.» 
 

Den Fokus in seiner Rede richtete der VSE-Direktor jedoch nach vorne. «Der Umbau des Energiesystems findet statt. In diesem tiefgreifenden Umbruch gilt: Die Welt von gestern und die Regulierung von vorgestern bilden nicht die Grundlagen für die Welt von morgen», so Michael Frank. «Die Themen werden komplexer, weisen immer häufiger Querverbindungen auf und benötigen deshalb eine stärkere Gesamtsicht.» Entsprechend wichtig sei es, das Bewusstsein für das Gesamtenergiesystem zu schärfen – und für die Konsequenzen, die heutige Entscheide in der Energiewelt von morgen haben. Dies in einer Energiewelt, deren Rahmenbedingungen hauptsächlich durch technologische Innovation, das wirtschaftliche Umfeld und politische Entscheide geprägt seien. Michael Frank: «Deshalb hat der Verband das Projekt «Energiewelten» gestartet. Ergebnisse werden wir in den kommenden Monaten präsentieren.»
 

Fachkräfte: Auszeichnung der besten Absolventen
Sehr gut ausgebildete und motivierte Fachkräfte aus der Strombranche stärken den Wirtschaftsstandort Schweiz, gewährleisten die Versorgungssicherheit mit Strom – und sind einer der wichtigsten Schlüssel bei der Umsetzung der Energiestrategie 2050 des Bundes. Die Strombranche nimmt ihre Verantwortung auch auf diesem Gebiet wahr: Sie setzt gezielt Akzente im Bereich Aus- und Weiterbildung. Dazu gehört das Berufsbild Netzelektriker/in EFZ oder diverse Weiterbildungsangebote, wie etwa die Ausbildung «eidg. dipl. Energie- und Effizienzberater/in» (im Herbst 2014 gestartet).
 

Um den Stellenwert der Aus- und Weiterbildung innerhalb des Verbandes zu betonen, ehrte der VSE an der Generalversammlung in Baden zum dritten Mal die besten Absolventen der letzten zwölf Monate: In der Beruflichen Grundbildung Netzelektriker sind dies: Marc Reichenbach (Arnold AG), Laurent Benoit (Flückiger Electricité SA), Peter Dällenbach (EKZ), Ramon Streng (EKZ) und Erich Unternährer (CKW). In der Berufsprüfung zum Netzfachmann mit Fachausweis: Christian Wolf (CKW). In der Höheren Fachprüfung zum Netzelektrikermeister mit eidgenössischem Diplom: Andreas Schneller (Rhiienergie), Thomas Häberling (EKZ) und Dominique Kolly (Energie de Sion Région). In der Berufsprüfung Kernkraftwerk-Anlagenoperateur mit eidgenössischem Fachausweis: Stefan Jehle (Leibstadt), Peter Näf (Leibstadt) und Natan Fehr (Beznau). 
 

Neuwahlen in den Vorstand
Aus dem Vorstand zurückgetreten sind Marco Bertoli (Verzasca SA) und Dieter Gisiger (Société Electrique Intercommunale de la Côte SA). Neu gewählt wurden Roberto Pronini (AET) als Vertreter des Tessiner Verbandes ESI und Vincent Collignon (SIG) als Vertreter der Gruppierung Multidis.