Smarte Städte in Wunsch und Wirklichkeit

Was macht die Smart City aus und wie profitiert der Bürger davon? Solche Fragen standen am vergangenen Stadtwerkekongress in Bern im Vordergrund. Gut 250 Fachpersonen und Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik tauschten sich im Stade de Suisse dazu aus.
02.04.2019

Wie ein Vogel über das Bern der Zukunft fliegen: Der Virtual-Reality-Flugsimulator Birdly brachte den Besuchern die Faszination «Smart City» am Stadtwerkekongress am eindrücklichsten näher. Elektroautos, die durch die Strassen kurven, kommunizierende Quartiere und raffinierte Speicherlösungen zeigten auf einen Blick, wo sich die Bundeshauptstadt energiewirtschaftlich noch hinbewegen könnte. Doch Technologie alleine macht noch keine smarte Stadt aus. Diese benötigt nicht nur Daten, digitale Dienstleistungen und vernetzte Akteure – sondern auch eine intelligente Energiepolitik.

Ob bei virtuellen Speicherlösungen oder Power-to-Gas: Silodenken und regulatorische Hürden stehen der Smart City heute noch im Weg – dies ein klares Fazit des Kongresses. Ein Negativbeispiel lieferte Michael Sterner, Professor für Energiespeicher an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg: So sei die Power-to-Gas-Technologie die effizienteste und kostengünstigste Lösung für die Langzeitspeicherung erneuerbarer Energie, doch durch die Belastung von Netzentgelten und Abgaben werde sie derzeit behindert. VSE-Direktor Michael Frank appellierte am Städtewerkekongress an die Politik, intelligente und innovative Lösungen nicht durch Regulierung zu verunmöglichen. Eine angepasste und effiziente Regulierung berücksichtige vielmehr neue Systemgrenzen, regle nur die Grundsätze und lasse damit der Subsidiarität Raum.

Die Stadtwerke sind gemäss Marcel Buffat vom UVEK in einer idealen Position, um die Smart City mittels Einbezug der Bürger voranzutreiben. «Sie sind in den Haushalten und bei den Unternehmen präsent. Zudem sind sie eng verknüpft mit der Stadtverwaltung.» Smarte Lösungen müssten sich stets an den Problemen der Menschen orientieren und echten Mehrwert schaffen, damit sie Erfolg hätten. «Die Bürger sollen mitbestimmen. Sie müssen von Betroffenen zu Beteiligten werden», fasste es der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried zusammen. Wie smarte Lösungen im Detail aussehen können schilderte der Smart City Manager von Carouge, Laurent Horvath, anhand seiner Vision des «Single Point of Access». «Wenn ich morgen Skifahren gehe, starte ich zuerst die SBB-App, dann die Meteo-App und dann noch die Webseite des Skigebiets», so Horvath. «Das Ziel muss doch sein, dass ich alle notwendigen Informationen auf einer einzigen Plattform finde.» Der Städtewerkekongress 2019 schloss mit einem Save the Date zum nächsten AEE Suisse Kongress. Dieser findet am 26. März 2020 statt.