Jahrestagung energie-cluster.ch: Energiewelt im Wandel

Wandel ist immer auch Chance – dieses Fazit lässt sich von der Jahrestagung des Vereins energie-cluster.ch mitnehmen. Aktuelle Themen wie CO2-Absenkung und Elektrifizierung wurden beleuchtet. Mit dabei auch das BFE, das zur Trägerschaft des Vereins gehört.
16.05.2019

5,6 Tonnen CO2-äquivalente Treibhausgase werden in der Schweiz pro Kopf und Jahr ausgestossen. Bis 2050 soll dieser Wert auf 1 Tonne sinken, erklärte Andrea Burkhardt von der Abteilung Klima des Bundesamtes für Energie (BFE) zu Beginn der Tagung. Internationale Kooperation und Einbindung aller grossen Emittenten sei dafür unabdingbar. Die Schweiz müsse nicht nur ihre Verantwortung im Inland wahrnehmen, sondern auch im Ausland – wo sie viele Emissionen mitverursacht. «Grosser Finanzbedarf für Anpassungen herrscht in den Entwicklungsländern», sagte Burkhardt.

Der Anteil von Gebäuden an den CO2-Emissionen ist mit 26% sehr hoch. In Neubauten seien aber immerhin schon 9 von 10 Heizsysteme erneuerbar. «Allerdings sind generell die Zyklen für die Bestandeserneuerung noch zu langsam», so Burkhardt. Auch der VSE sieht eine Substitution von fossilen Anwendungen durch elektrische Anwendungen als Königsweg, damit die CO2-Emissionen im Gebäudesektor sinken.

Norbert Rücker, Leiter Economics & Next Generation Research bei Julius Bär, überzeugte mit seinem Referat «DIE ELEKTRIFIZIERUNG DER GESELLSCHAFT 2.0». Er unterstrich die Marktkräfte, die heute spielen, wenn sich erneuerbare Energien in Auktionsverfahren durchsetzen. Seit 2010 sanken die Kosten für Strom aus Photovoltaik um 84 Prozent, bei Offshore-Windkraft sind es 56 Prozent. «Viele Unternehmen kehren den fossilen Technologien nicht aufgrund des Klimaabkommens den Rücken, sondern weil sie sich schlicht nicht mehr lohnen.»

Trends wie Elektromobilität, Wärmepumpen und Solaranlagen für Private würden die nächste Phase der Elektrifizierung einläuten, sagte Rücker. «Nicht die Produktion, sondern die Balance und Finanzierung des Stromnetzes sind dabei die Herausforderungen». Eine Meinung, der sich der VSE voll anschliesst. Ein neues Marktdesign muss deshalb Anreize schaffen, damit sich die Investitionen in nötige Infrastrukturprojekte längerfristig lohnen können.

Monika Tschannen, Mobilitätsexpertin, brach an der Jahrestagung energie-cluster.ch eine Lanze für dezidiertes Mobilitätsmanagement. Damit ist die zielorientierte Beeinflussung des individuellen Mobilitätsverhaltens gemeint. Neue Angebote wie Business Carsharing, intelligente Parkplatzbewirtschaftung und flexible Arbeitsformen könnten zu 15 bis 30% weniger Verkehr bei gleicher Mobilität führen, so Tschannen. «Das Resultat sind tiefere CO2-Emissionen und effizientere Energieverwendung». Der VSE setzt sich ebenfalls für neue Formen der Mobilität ein – und schafft pragmatisch die nötigen Rahmenbedingungen. Dazu gehören die Harmonisierung der Ladestationen (es gibt aktuell diverse Systeme und Anschlüsse) sowie Richtlinien für die Anbindung von Ladestationen ans Netz. Zudem vermittelt der VSE das nötige Wissen an themenbezogenen Fachtagungen.