Die Energiestrategie 2050 und die Emotionen

In seiner Energiestrategie 2050 setzt der Bund auf den Ausbau von Geothermie, Wind, Biomasse, Photovoltaik und Wasser sowie auf die Steigerung der Energieeffizienz. Emotionen spielen eine grosse Rolle bei der Frage, ob geplante Projekte auch wirklich umgesetzt werden können.
28.02.2020

A prima vista ist nicht immer nachvollziehbar, weshalb einzelne Bevölkerungsgruppen dem einen oder anderen Energieträger den Vorzug geben. Ebensowenig ist auf den ersten Blick klar, warum Opposition gegen neue Anlagen entsteht, die politisch gewünscht und aus der Sicht der EVU und teilweise sogar der lokalen Bevölkerung sinnvoll wären.

Die Vermutung liegt nahe, dass diese Präferenzen häufig emotional und weniger rational begründet sind. Dank aktueller Forschung wissen wir beispielsweise, dass die Menschen neue Produktionsanlagen eher akzeptieren, wenn diese dort gebaut werden, wo bereits Infrastrukturanlagen zum Landschaftsbild gehören. Eine Photovoltaikanlage auf einem bestehenden Skilift wird eher akzeptiert als eine Anlage an einem unberührten Hang. Auch wird eine farblich passende Anlage bevorzugt anstelle einer Anlage, die sich deutlich vom Hintergrund abhebt, selbst wenn das Gelände vorher unberührt war.

Wenn wir die Akzeptanz der Menschen für den Bau von neuen Produktions- und Verteilnetzanlagen sowie von Effizienzmassnahmen erhöhen wollen, müssen wir verstärkt emotionalen Faktoren Rechnung tragen. Wir sollten verstehen, wie Menschen auf Anlagen reagieren, was sie empfinden, wenn sie unter einer Staumauer, vor einer PV-Anlage oder unter einem Windrad stehen. Wenn wir diese Emotionen verstehen, dann sollten wir die Zusammenhänge zwischen Produktion, Verteilung, Effizienzmassnahmen und den Zielen der Energiestrategie 2050 in verständlicher Art und Weise erklären und gleichzeitig versuchen, die Begeisterung der Menschen für das Thema «Energie und was dazu gehört» zu wecken.

Das Ziel, CO2-Netto-Null, mit erneuerbaren Energien zu erreichen, ist nur realistisch, wenn die Menschen diese Zusammenhänge verstehen. Daher müssen wir sie verständlich und für jedermann rational und emotional nachvollziehbar aufzeigen und so die Akzeptanz für neue Anlagen und für notwendige Effizienzmassnahmen steigern. Die Massnahmen, die ermöglichen, die Ziele des Bundes umzusetzen, müssen zu einer nachvollziehbaren (Herzens-)angelegenheit der Menschen werden. Dann steigen auch die Chancen auf eine zeitnahe Umsetzung der Energiestrategie.